„Diätische Lebensmittel“ à la Bad-Bevensen-Art, über den Sinn und Zweck

Nun ist es fast 15 Jahre her, als bei mir „Diabetes Typ 1“ diagnostiziert wurde. Ich habe dies mal zum Anlass genommen, um in die Vergangenheit zurück zu blicken. Habe also in meine Unterlagen, die ich 1997 in der Kurklinik Bad Bevensen erhielt, geschaut. Dabei bin ich auf eine Rezeptsammlung und auf „informative“ Dokumente (Vorsicht: Ironie) über den Sinn und Zweck diätischer Lebensmittel gestoßen. Oh je, ich zitiere mal eine Bad Bevenser Empfehlung aus dem Jahr 1997: „[…] Sie müssen auf Produkte achten, die den Zielen der Diabetes-Diät entsprechen. Diese Ziele sind: 1. ‚verbotene‘ Zucker meiden, ‚erlaubte‘ Zucker berechnen, 2.[…] Produkte für die Diabetes-Diät erkennen Sie an dem Aufdruck: ‚Zur besonderen Ernährung bei Diabetes mellitus im Rahmen eines Diätplans‘“ (siehe auch Abbildung, zum Vergrößern aufs Bild klicken).

Erinnerung wurden wach; an den strengen Diät-Plan, den mir die Klinik Bad Bevensen mit auf den Weg gab,  und die Diabetes-Rezepte, die rauf und runter streng nach Vorgaben gekocht wurden. Hunger zählte nicht. An den Diät-Plan, der 6-8 BE vorsah, galt es sich strengstens zu halten. Ich kann mich erinnern, wie geschockt ich damals reagierte, als eine Typ-1erin mal zu mir meinte, dass sie jetzt auch normalen Joghurt essen würde, auf dessen Verpackung nicht „Zur besonderen Ernährung bei Diabetes mellitus im Rahmen eines Diätplans“ aufgedruckt sei. Das hatte ich so nicht in der Kurklinik gelernt. Diese Lebensmittel waren doch strengstens verboten. Ich hatte ja panische Angst davor. Es hat noch einige Zeit gedauert, bis ich selbst den ersten Joghurt, haltet euch fest, mit ECHTEM Zucker aß. Verrückt ;D.  Die Klinik hatte übrigens den Ruf, dass viele Patienten Essstörungen nach dem Aufenthalt davon trugen. Warum wundert mich das jetzt nicht? Gut, dass sie geschlossen wurde. Ich trauer dieser Klinik nicht nach, auch wenn die Ärzte kompetent waren.

Heute sind wir endlich so weit, dass die Produktion der Lebensmittel mit der Deklaration „Zur besonderen Ernährung bei Diabetes mellitus im Rahmen eines Diätplans“ endlich eingestellt wird, weil es sich bei Diabetes nicht um eine reine ‚Zuckerkrankheit‘ handelt, sondern eben auch Eiweiß- und Fettstoffwechsel betroffen sind, und für Zuckeraustauschstoffe kein Nutzen nachgewiesen werden konnte/kann. Danke! Diätische Lebensmittel war gestern!

Nun gibt es jedenfalls keine Zimt-Eindickungspulver-Cremé mehr. Was das ist? Eine nährwertfreie, widerliche Eindickungspulver-Süßstoff-Zimt-Pampe, die mir Bad Bevensen als Empfehlung mit auf den Weg geben hat. Hier für euch auch gern das Rezept zum Wegschmeißen, das mit Stevia bestimmt noch besser schmeckt ;):

Zimtcreme

  • 200 ml Wasser
  • 1 El Eindickungspulver
  • Süßstoff nach Geschmack
  • gestrichener Tl Zimt

Das kalte Wasser in eine Schüssel geben, Einduckungspulver hinzufügen und mit dem Schneebesen gut verschlagen, mit Süßstoff und Zimt abschmecken. Portioniert erkalten lassen.

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest