Die gemeinsamen Jahre mit sweet Miss Sturkopf Diabetes

15 Jahre an der Zahl, also genau mein halbes Leben, sind wir nun durch dick und dünn gegangen (im wahrsten Sinne des Wortes, siehe Grenzerfahrung Teil 1 und Grenzerfahrung Teil 2). Stur sind wir beide und deswegen gab es wohl ein wenig mehr Tiefen als Höhen. Anfangs haben mir die Ärzte deinetwegen verboten Süßigkeiten zu essen. Mit Fruchtzucker-Keksen (was für ein Quatsch) musste ich Vorlieb nehmen. Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis wollten haargenau abgewogen werden und durften nur in ganz geringen Mengen verzehrt werden. Tagein, tagaus nach dem gleichen Plan Blutzucker messen, Insulin spritzen, essen, trinken und bewegen. Gott sei Dank haben sich die Zeiten aber geändert. Die starren Diät- und Spritz-Regeln sind Geschichte. Man darf „leben“: Essen, Trinken, Sport treiben, Reisen,… Voraussetzung? Man muss wissen wie viel Insulin man benötigt, um den Blutzuckerwert im Zielbereich zu halten… quasi wie eine Bauchspeicheldrüse denken.

Eigentlich hast du mir, liebe Miss Sturkopf, in den letzten 15 Jahren ja oft auch treu zur Seite gestanden. Sei es beim Sport, besonders bei Wettkämpfen oder auch auf Konzerten. Deinetwegen durfte ich in den Backstage-Bereich eines Robbie-William-Konzertes und Getränke und Essen mit enschleusen. Ich habe den Sportunterricht (welchen ich abgrundtief gehasst habe) auch mal deinetwegen ausfallen lassen dürfen. Und irgendwie hast du mich ja auch zu dem gemacht, was ich bin. Ich glaube Ernährung, Sport, Psyche und gesundheitliche Themen hätten mich sonst nicht so stark interessiert. Ein ständiges Dokumentieren der Zuckerwerte hat mir vielleicht noch ein wenig mehr Ehrgeiz und Motivation verliehen, die du mir aber auch oft wieder genommen hast. Schlechte Blutzuckerwerte sehe ich immer noch als persönliches Versagen, „vergleichbar“ mit schlechten Schulnoten. Dabei ist dem nicht so, du Wicht, du Eindringling, steckst dahinter. Man muss halt akzeptieren, dass der Körper keine Maschine ist, auch wenn mir das schwer fällt, sehr sogar. Ich gebe mein Bestes, alles möglichst genau zu machen, mehr kann ich aber nicht tun. Manchmal bringt einen das schon zur Verzweiflung. Gar nicht so einfach, die Aufgabe der Leber und Bauchspeicheldrüse zu übernehmen.

Hätte also ehrlich gesagt kein Problem damit, mich von dir zu trennen, wenn es denn die Möglichkeit gäbe. Insbesondere von den Folgeschäden :/. Mal sehen wie das so mit der Forschung weitergeht. Erste künstliche Bauchspeicheldrüsen werden von Patienten schon getestet, pfft… warte nur ab: Tests mit künstlicher Bauchspeicheldrüse. Oder hoffen wir erst mal auf die Smart-Insuline. Irgendwie werde ich dich schon noch los.

Ignorieren kann ich dich leider nicht, oft nervst du, Urlaub gewährst du mir keinen. Irgendwie ganz schön fies von dir. Mein Leben bestimmst du aber nicht. Und für die nächste Zeit wünsche ich mir, dass wir uns beide ein bisschen aus unserer Sturheit lösen können, dann läufts vielleicht noch ein bisschen besser mit uns. In diesem Sinne Happy Birthday Miss Sturkopf, nerviges Anhängsel, Eindringling, Chaot oder auch treuer Wegbegleiter…

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