Ernährungs-Mischmasch: Von Wundertipps, Abspecken und Essstörungen

Bin mal wieder völlig genervt von neunmal klugen „Ernährungs-Experten-Ratschlägen“. Gerade nach Neujahr werden die, besonders im Fitnessstudio, zu lästigen Ohrwürmern. Einige von den folgenden werden euch sicherlich bekannt vorkommen. Hab mal ein wenig gesammelt. Die Liste lässt sich natürlich endlos weiterführen:

  • „Iss nicht die helle Schoki, die ist ungesund, greif zur dunklen“, 
  • „Also ich esse nur noch Eiweiß, Kohlenhydrate machen dick“, 
  • „Iss nicht mehr so spät abends, das setzt an“,
  • „Eine halbe Stunde nach dem Sport kannst du Essen was du willst, da läuft die Fettverbrennung auf Hochtouren“,
  • „Ausdauertraining? Nein das bringt nichts… Krafttraining das bringts“,
  • „Ich trainiere nur mit Fettverbrennungspuls, deshalb habe ich schon ein Kilo abgenommen“,
  • „Erst nach 30 Minuten Training setzt die Fettverbrennung ein! Deswegen gehe ich lieber ne Stunde walken als 20 Minuten laufen“,
  • „Insulin ist ein Masthormon und macht richtig dick“,
  • „Du hast Diabetes und dann isst du sowas? Als Diabetiker solltest du noch mehr auf eine ‚gesunde‘ Ernährung achten und keinen Zucker essen“,
  • „Zwischen den Mahlzeiten müssen fünf Stunden Pause liegen, damit der Insulinspiegel nicht so schwankt“,
  • „Milch macht dick, man gibt sie ja auch Säuglingen zum Heranwachsen“,
  • „Süßstoff??? Das fördert den Hunger, deswegen kommt dieser ja auch in der Schweinemast zum Einsatz“,
  • „Kühlkissen im Winter auf den Bauch legen, das lässt Pfunde automatisch verschwinden oder geh einfach in die Kälte frieren“,
  • „Ich geh täglich in die Sauna zum „Pfunde-weg-schwitzen“, bringt den Stoffwechsel auf Hochtouren. Das zeigt die Waage“,
  • „Statt Schokolade gibts bei mir nur Weingummi ohne Fett“,
  • „Nudeln haben nur 4 Punkte (Weight Watchers) egal wie viel man davon isst, dann kann ich so viel Nudeln essen wie ich will“,

Im Reformhaus (nein das kann nicht sein ;)) entdeckt. Lieber die dunkle Schoki nehmen ;)?

Boah… Ja und was denn nun? Der eine weiß es jedenfalls wieder mal besser als der andere und letztendlich weiß es doch keiner… Und wenn wir mal ehrlich sind, weiß es jeder Einzelne sehr wohl ganz genau, wie’s mit dem Abspecken funktioniert. Nur man will es nicht wahr haben und hofft immer noch auf einen ganz besonderen „Ernährungs-Experten-Tipp“, den Wundertipp der Wundertipps. Der kein Trennen von Gewohnheiten fordert und schwupps-di-wupps schon gestern 5 Kilo verschwinden lässt und morgen die restlichen 10.

Jeder kennt seine „Laster“, weiß welcher „Problem“-Ess-Typ er ist: Lischen kann nicht auf Schokolade verzichten, Thomas nicht auf den Schweinebraten und Hans hats eben nicht so mit der Bewegung. Das ist auch in Ordnung, so lange man es nicht übertreibt und es nicht auf die Gesundheit schlägt. Jeder muss für sich selbst entscheiden… Was will ich? Wer bin ich? Möcht ich mich von Gewohnheiten trennen? Oder bin ich doch ganz zufrieden und möchte mir im Leben mein Haribo 😉 (wie ich gerade darauf komme) noch gönnen?

Studien haben jedenfalls gezeigt, dass kräftigere, athletischere Typen im Schnitt länger leben, als dünne, unsportliche. Und wenn dann doch mal unbedingt das ein oder andere zu viel an Kilo wieder weg muss,  dann aber bitte nicht nach oben aufgeführten Ratschlägen oder mit Wunder-Diäten oder Zauberformeln. Die helfen jedenfalls nicht langfristig gegen lästige Speckröllchen. Also alles in Maßen verzehren und die Energiebilanz im Blick behalten, die Formel ist jedenfalls ganz einfach: 

Energieaufnahme kleiner als Energieverbrauch = negative Energiebillanz (300 kcal – 500 kcal pro Tag) 

Essgestört sind wir mittlerweile leider fast alle. Das meine ich jetzt nicht nur im Sinne der bekannten Essstörungen Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht), Insulin-Purging, Binge-Eating (Essgelage), Night-eating-disorder,… und wie sie nicht alle heißen und was es nicht alles gibt… sondern auch dahingehend, dass alles im Übermaß vorhanden ist und an jeder Ecke verführt. Gemein und es schmeckt ja auch so gut und macht glücklich und man muss das Leben ja auch noch genießen dürfen. So wird  man auch als Säugling mit Essen ruhig gestellt und im Kindesalter „gezwungen“ den Teller aufzuessen, damit das Wetter sich am nächsten Tag auch von der Sonnenseite zeigt. Und unsere Tiere erziehen wir ganz ähnlich: „Mach fein Sitz, Moppi“ – Und wenn Moppi eben fein Sitz macht, zückt Herrchen das Leckerli… Essen = Belohnung, dabei ist es doch etwas, was wir brauchen, um den Hunger zu stillen und unser Überleben zu sichern.

Einige Essstörungen liegen bei Diabetikern mehr als doppelt so häufig vor. Man geht davon aus, dass eine Essstörung eine Reaktion auf die beim Essen geforderte Disziplin ist (war), bzw. auf die ausgiebige Beschäftigung mit der Ernährung. Diabetiker mit Essstörungen haben eine über 30%ig höhere Sterberate, wie ich kürzlich schockierend in einer Zeitschrift beim Arzt gelesen habe, als Menschen ohne Diabetes. Etwa 20 Prozent können von ihrer Essstörung nicht geheilt werden. Wer als Diabetiker Essprobleme hat, sollte sofort, früh den Weg therapeutischer Hilfe suchen…

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