Flash Glucose Monitoring von Abbott: FreeStyle Libre, ein CGMS light?

Gut Ding will Weile haben, voraussichtlich im Herbst ist es nun aber so weit: das Flash Glucose Monitoring (FGM) System von Abbott (FreeStyle Libre) kommt auf den Markt. Schon längst ist es Thema in den sozialen Netzwerken und es wird heiß darüber diskutiert.

Flash Glucose Monitoring: das neue CGMS „light“ für alle Diabeiker?

Das Flash Glucose Monitoring von Abbott ähnelt in vielerlei Hinsicht einem CGMS (kontinuierlichen Glukosemesssystem). Und was ist das beste an einem CGMS? Richtig, dass es Diabetiker vorausschauend darüber informiert, ob die Blutzuckerwerte steigen oder fallen werden (Blutzuckertrend-Analyse). Und diese hilfreiche Fähigkeit „hellzusehen“ hat auch das Flash Glucose Monitoring von Abbott. Ebenso ermöglicht es eine invasive Blutzuckermessung, bedeutet keine lästige Piekserei mehr, es schont die Finger und verhindert Fehlmessungen, die beispielsweise durch „Glukoseanhaftungen an den Fingern“ oder durch „Finger melken“ zustande kommen.

Ich habe die Besonderheiten/Eigenschaften des Flash Glucose Monitoring von Abbott zusammengefasst und die Vor- und Nachteile gegeneinander und gegenüber eines regulären CGMS abgewogen:

Über den Sensor des Flash Glucose Monitoring:

  • Der Sensor ist rund,
  • so groß wie ein 2-Euro-Stück,
  • lässt sich einfach und schnell setzen und
  • kann 14 Tage am Oberarm getragen werden.

Über den Empfänger des Flash Glucose Monitoring:

  • Der Empfänger muss zur Einsicht der Messwerte und Messwertrendanalyse in Nähe des Sensors gehalten werden und kommuniziert nicht permanent mit dem Sensor.
  • Der Empfänger stellt den Verlauf der Messwerte der letzten acht Stunden grafisch dar.
  • Ein Trendpfeil gibt an, wie sich der Zuckerwert verhält: ansteigend, abfallend oder gleichbleibend.
  • Der Empfänger ist mit einem Farbdisplay ausgestattet.
  • Der Empfänger speichert die Werte 90 Tage lang.
  • Ersten Abbildungen im Netz zur Folge könnte der Empfänger zwar als handlich bezeichnet werden nicht aber als „Design-Wunder“.

Über das System: Flash Glucose Monitoring

  • Das System muss nicht regelmäßig mit Blutzuckermessungen kalibriert werden wie ein CGMS, die Kalibrierung geschieht direkt im Werk.
  • Das System warnt Diabetiker bei zu niedrigen oder zu hohen Messwerten nicht.
  • Was ich nicht weiß: funktioniert es mit einem Aufladegerät oder Batterien?
  • Wie viel Müll produziert es?
  • Kann ich damit Schwimmen/Duschen gehen?
  • Wie gut hält das Pflaster, bei Sport, Sonneneinstrahlung und starkem Schwitzen?

Die Software/das Auslesen der Werte aus dem Flash Glucose Monitoring

  • Alle gespeicherten Daten können aus dem Empfänger ausgelesen werden.
  • Die Werte werden anschaulich dargestellt.
  • Besonders ist wohl die so genannte AGP (Ambulatory Glucose Profile)-Technik. Sie stellt die Mittelwerte als Verlaufsgrafik dar. Dadurch hat man schnell im Blick, zu welchen Tageszeiten die Messwerte am meisten schwanken und kann die Therapie daran anpassen. (Messung über Perzentilien)

Mein „kritisches“ Urteil über das Flash Glucose Monitoring und die Vor- und Nachteile gegenüber eines CGMS

Ich würde sagen: Das klingt zunächst alles sehr versprechend und erspart Diabetiker die lästige Piekserei im Alltag. Bei Bedarf kann man den Empfänger/das Lesegerät zur Einsicht der Messwerte und Messwertrendanalyse einfach in Nähe des Sensors halten. Praktisch: so einfach kann „Blutzucker“ messen sein. Bedeutet das nun aber nie wieder in den Finger pieksen? Nicht ganz, man muss Bedenken, dass das System den Glukosegehalt des Zwischenzellwassers misst, nicht aber den Blutzucker selbst. Von einer Verzögerung von 10-15 Minuten ist also auszugehen. Bei schnellen Blutzuckerveränderungen, die ja über die Trendpfeile zu Verfolgen sind, sollte man sicherheitshalber doch noch mal mit dem Blutzuckermessgerät die Werte nachprüfen und natürlich auch wenn man eine Hypo oder Hyper vermutet. CGM-Systeme verlangen zusätzlich noch mindestens einmal tägliche eine Kalibrierung mit einem Blutzuckertest, das FGM-System nicht! Ich würde sagen, es steht 1:0 für FGM.

Das FGM-System warnt Diabetiker bei zu niedrigen oder zu hohen Messwerten allerdings nicht. Die Gründe: Der Empfänger kommuniziert nur bei Bedarf, also beim Vorhalten, mit dem Sensor. Ein intelligentes Alarmsystem müsste also in den Sensoren selber untergebracht werden, was wiederum nicht wirtschaftlich wäre. Alarme beherrscht aber das CGMS, bei dem Sensor und Bediengerät ständig miteinander sprechen! 1:1!

Interessant und noch ausstehend ist der Kostenpunkt: Ist das Flash Glucose Monitoring von Abbott für uns Diabetiker tragbar? Müssen wir es aus eigener Tasche zahlen? Können wir es aus eigener Tasche zahlen? Über die Kosten schweigt man sich noch aus, man munkelt aber über einen günstigeren Preis im Vergleich zum CGMS.

Das CGMS (Dexcom G4) hat sich bei mir im Praxistest bewiesen. Ob auch das FGM hält, was es verspricht und sich als CGMS-Light bewährt, vermag ich noch nicht zu beurteilen. Es steht also noch unentschieden 1:1. Erst der Preis und der Praxistest werden den Sieger kühren.

Wer mehr über die Ära der FGM erfahren möchte, kann sich hier mit in den E-Mail-Verteiler aufnehmen lassen: Erfahre mehr über die Revolution der Glukosemessung FGM.

Update 15. September 2014: https://www.freestylelibre.de/ 

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