Ich muss aufhören weniger Schokolade zu essen (Schokoladen-Gourmet-Festival Hannover)

Ich mag Schokolade gar nicht sooo gerne (wie mehrfach berichtet). Na ja, so war das jedenfalls bis „gestern“. Geschmack verändert sich bekanntlich, ist von der Stimmung, der Situation, dem Alter und so vielem mehr abhängig und sicherlich auch eine Sache der Gewohnheit. Schokolade war irgendwie „doof“, nicht zuletzt weil bei mir ein schneller, vor allem aber unkontrollierbarer Blutzuckeranstieg vorprogrammiert war. Konnte ich also gut und gerne drauf verzichten, von einigen ganz wenigen Sorten mal abgesehen (Marabou Lakritz ;)).

Tja, nun bin ich aber doch auf den Geschmack gekommen. Vielleicht habe ich mich auch ein wenig inspirieren und beeinflussen lassen? Aber hauptsächlich lag es wohl daran, dass ich das erste Mal in meinem Leben echte Schokolade gegessen habe, keine verzuckerte Industrie-Schokolade!

Mund voller Schokolade

Mund voller Schokolade beim Schokoladen-Gourmet-Festival Hannover

Schokoladen-Gourmet-Festival Hannover

Wir hatten am internationalen Tag des Kaffees (5.09.), an dem wir die Kaffeeschule Hannover besucht hatten (Moppi macht seit geraumer hobbymäßig Barista-Schulungen/Fortbildungen) vom Schokoladen-Gourmet-Festival in Hannover erfahren.

Renommierte internationale Chocolatiers wie etwa Claudio Corallo
aus Sao Tomé
 wollten dort ihre Best-Award-ausgezeichneten Schokoladen vorstellen und zum Tasting einladen. Aber auf dem Programm stand noch viel mehr: Neben den zahlreichen Vorträgen konnte man in Workshops auch selbst Hand anlegen und beispielsweise seine eigene Schokolade herstellen (Workshop-Leiter ein Chocolatier aus Hawaii). Siehe: Schoko-Festival.

Explosive, extrem ausgefallene Schokoladensorten

Uns wurde nicht zu viel versprochen: Samstag sind wir mit leerem Magen hin, vollen Schoko-Bäuchen und viel neu erworbenem Wissen zurück ;). Platz in unseren Bäuchen fanden Schokoladensorten mit Lakritz, mit Ziegenmilch, Lütje Lage, Bergkäse, Macha, mit Pfeffer und Salz, Safran und und und… Nicht zu vergessen: Zum Mittag gab es Gemüse (oder für Moppi vorzugsweise Hähnchen) mit Schokoladensoße.

Zugegeben, die Kakaomasse mit Knoblauch, Sardellen, Olivenöl, Karpern und Hafer, die bei einem der Vorträge angeboten wurde, war schon sehr ausgefallen und sagen wir mal explosiv!!! Hui! Hat uns das Gesicht dann doch verziehen lassen.

Bitterschokolade ist nur dann bitter, wenn sie von schlechter Qualität ist

Mich begeisterten die puren 100-Prozent-Kakao-Schokoladentafeln (ohne Zucker), nicht nur aufgrund der nicht gegebenen Auswirkung auf den Blutzucker, sondern vielmehr wegen des Geschmacks und der Konsistenz. Jetzt denkt ihr, die sei bestimmt bitter? Nein! Habt ihr schon mal ne Kakaobohne pur probiert? Die ist nicht bitter. Jedenfalls nicht wenn sie von guter Qualität ist, lehrte uns Claudio Corallo. Schwupps bekam jeder von uns auch schon eine geschälte (versteht sich) in den Mund gesteckt, lecker! Nussig, mild im Geschmack, echte Gaumenschmeichler.

Merke: Bitterschokolade ist nur dann wirklich bitter, wenn sich „Produktionsfehler“ (Anbau-/Herstellungsfehler schlechter Bohnenqualität) eingeschlichen haben!

Bitterschokolade sollte intensiv schmecken, ihrem Namen aber keine Ehre machen. Ich würde sagen, schlecht gewählte Namensgebung, peinliches Marketing! Wie so oft… Ich kann jetzt ja klugscheißen ;).

Über den Urgeschmack und wie man 105%ige Schokolade herstellt

Der Urgeschmack von Schokolade, sprich der Geschmack der Kakaobohne, hat mich also voll und ganz überzeugt! Chokolatier Corallo hat uns von seinem eigenes aufgebauten Labor erzählt, in dem er die Fehler bei der Verarbeitung von Schokolade analysiert und über die Jahre den Herstellungsprozess optimiert hat: Während viele andere Hersteller Kakaobutter und Kakaomasse zunächst voneinander trennen, um sie später in einem anderen Verhältnis wieder zusammenzufügen, verarbeitet Corallo die Bohne 1:1 weiter. So erhält er den Urgeschmack der Kakaobohne, die er aus jeder einzelnen „Charge“ selbst ganz genau prüft, so dass die Qualität seiner Schokoladen einzigartig ist, lest mehr dazu auf seiner Webseite.

Seine Schokolade ist 105%ig, definitiv!!!

Echte Schokolade lässt man auf der Zunge zergehen!

Auch Moppi überzeugte die hochwertige und ausgefallene Schokolade. Sie schmeckte ihm so gut, dass er sie in seinem gewohnten Esstempo wegknapperte ;). Na na na!!! Da gab es von den Chocolatiers gleich eins auf die Finger. Echte Schokolade genießt man, zunächst riecht man daran, dann „lutscht“ man sie, bzw. lässt sie vielmehr langsam im Mund zergehen.

Recht haben die Schoko-Spezialisten, denn echte Schokolade ist von hoher Qualität und hat damit auch ihren Preis! Und ist auch nicht jederzeit erhältlich, wie wir das von Industrieschokolade im Supermarkt gewohnt sind. Wenn es nicht regnet, dann stockt die Ernte und dann gibt es auch keine Schokolade.

Weiterhin lernten wir eine Menge über nachhaltige Produktion hochwertiger Schokolade und das Preisdumping bei industriell hergestellter Schokolade. Thema waren auch verschiedene Fermentationsprozesse (wie etwa double-turned oder triple-turned) und der ein oder andere Vergleich zwischen dem Schokoladen- und dem Kaffeemarkt. Interessant dabei war die Beobachtung, dass viele Leute inzwischen durchaus bereit sind, mehr Geld für guten (!!!) Kaffee zu zahlen, das Gleiche aber (noch) nicht für Schokolade gilt. Der Markt für Spezialitätenschokolade ist winzig.

Eine Tafel Schokolade für 10 Euro?

Ich gebe sogar gern guten Gewissens knapp 10 Euro für eine Tafel Schokolade aus, wenn ich weiß, dass ich ein hochwertiges, aromatisches Produkt erhalte, bei dem auch der Kakao-Farmer nicht zu kurz kommt. Nur nebenbei runterschlingen sollte man eine solche Delikatesse natürlich nicht. Das ist aber auch gar nicht nötig: Die Aromen bei hochwertiger Schokolade verbleiben wirklich lange im Gaumen.

Schokoladenvorrat: ich bevorzuge die 100%ige Schokolade mit Lakritznote. Hendrik tastet sich auch langsam an die "echte" heran...

Schokoladenvorrat: ich bevorzuge die 100%ige Schokolade mit Lakritznote. Hendrik tastet sich auch langsam an die 100%ige heran…

Schokolade und Diabetes

Thema am Rande war übrigens auch Schokolade und Diabetes, da habe ich natürlich auch meinen Senf zugeben können und stand Rede und Antwort. Denn interessiert wollte einige Wissen, wie sich der Blutzucker nach dem Verzehr verhält, insbesondere bei hochprozentiger Schokolade. Haha, ich hatte einige Besucher des Schokoladen-Gourmet-Festivals scheinbar bekehrt und musste schmunzeln, als ich sie kurze Zeit später bei den Chocolatiers an den Messeständen hundertprozentige Schokolade kaufen sah :). Diabetiker sind eben die besseren Ernährungsberater ;-P.

Spannend war auch die Diskussion, ob Schokolade denn Diabetes Typ 2 vorbeugen könne. Solche Themen sind mit Vorsicht zu genießen, da halte ich mich gern zurück, denn ich weiß, dass ich nichts weiß. Nur, dass ich jetzt aufhöre weniger Schokolade zu essen!

Echte Schokolade geht immer, ob als Tafel, Dessert, im Kuchen, Mus oder auch deftig. Hier auch ein cooles, richtig leckeres Rezept (Schokotofulat). Schokolade ist so vielseitig, schmeckt auch zu Brokkoli und Blumenkohl beispielsweise als Soße. Ehrlich! Gerade wieder Blumenkohl gekocht und echten Kakao dazu gegeben und etwas Süße (verwende gerne Birkenzucker), hier das Blumenkohlmilchreis-Rezept. Schokoladensoße mit gesalzenem Mandeln zum Broccoli ein Traum! Ich bin dann auch mal in der Küche verschwunden….

Eins noch: Mein Magnesium-Mangel sollte mit dem hohen Schokoladenkonsum dann ja auch bald Schnee von gestern sein.

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest