Mein Stoffwechsel dreht durch: Laufen und Pizza essen läuft aufs Gleiche hinaus

Wie viele Einheiten Insulin soll ich für das Lauftraining spritzen? Tatsächlich eine durchaus ernst gemeinte Frage meinerseits. Ich weiß zwar noch nicht so ganz genau was das soll, aber tatsächlich verlangte mein Körper für nen lockeren 10-20 Kilometer Trainingslauf mal eben ein paar zusätzliche Einheiten Insulin. Scheinbar hat er da was nicht ganz richtig verstanden. Laufen ist nämlich nicht das Gleiche wie Pizza essen!

Mein Stoffwechsel spinnt! Was meint der Diabetologe?

Ich habe das Thema bei meiner Diabetologin (selbst Typ-1-Diabetikerin) angesprochen, ihr gesagt, dass ich, wenn ich Pizza essen gehe, das gleiche tue wie wenn ich trainiere: Insulin spritzen und das nicht gerade wenig.

Trainingszeitpunkt und Ort gleichgültig. Jedes Mal musste ich zwei bis drei Einheiten Insulin zusätzlich vor dem Lauftraining spritzen, damit mein Blutzucker während des Trainings nicht zu stark ansteigt. Das hat in Italien (wie berichtet) angefangen und setzte sich dann so fort. Allerdings nur wenn ich laufe. Beim Fahrrad fahren, Spinning, Yoga, Krafttraining, Trampolinspringen, Schwimmen und anderen sportlichen Aktivitäten senkt sich mein Blutzucker auch weiterhin, bzw. bleibt zumindest bei gesenkter Basalrate konstant.

Nach dem Lauftraining muss ich ebenfalls noch einmal die gewohnten mindestens 1-2 Einheiten zusätzlich Insulin spritzen, damit mein Blutzucker nach dem Training nicht ins Unermessliche steigt. Mal ehrlich, dann kann ich statt Laufen auch Pizza essen gehen!

Insulin fürs Laufen spritzen? Mein Stoffwechsel dreht durch!

Insulin fürs Laufen spritzen? Mein Stoffwechsel dreht durch!

Wieso benötige ich beim Laufen einen Extraschuss Insulin?

Meine Vermutung fiel zunächst auf Adrenalin („Stresshormon“), ein Gegenspieler-Hormon des Insulins. Wobei ich nicht verstehe, wieso mein Körper das Adrenalin ausgerechnet bei lockeren Trainingsläufen ausschütten sollte. Hat er in der Vergangenheit ja auch nie getan. Bei 10-Kilometer-Wettkämpfen bin ich das ja bereits gewohnt und weiß was zu tun ist. In dem Fall bin ich auch wirklich gestresst. Aber bei langen lockeren Läufen im Einklang mit der Natur?

Meine Ärztin hat einen Schritt weiter gedacht (gut, dass wir drüber gesprochen haben) und vermutete eine Gegenregulation der Leber mit Glukagon. Wie wir wissen: Unterschreitet der Blutzucker etwa 60 mg/dl, werden verstärkt Adrenalin und Glukagon freigesetzt. Diese Hormone mobilisieren die Zuckerreserven der Leber (das Glykogen). Bei einem weiteren Abfall kommen Cortisol und Wachstumshormon ins Spiel, die nun langanhaltend die Zuckerneubildung stimulieren. So schafft es ein gesunder Körper in aller Regel, das auf Traubenzucker angewiesene Gehirn mit Energie zu versorgen und eine Bewusstlosigkeit aufgrund einer Unterzuckerung zu verhindern.

Gegenregulation der Leber mit Glukagon, funktioniert bei mir scheinbar sehr gut?

Tja leider können wir Diabetiker uns eigentlich auf diese Gegenregulation der Leber nicht verlassen, noch weniger gespritztes Insulin dem Körper wieder entziehen!

Glukagon wird in den Alpha-Zellen produziert. Sie befinden sich direkt neben den Beta-Zellen (die bei Typ-1-Diabetikern nicht mehr in der Lage sind Insulin zu produzieren) in der Bauchspeicheldrüse und werden mit den Jahre nach Ausbruch des Diabetes auch wie die Betazellen zugrunde gehen, so die Mediziner. Damit sollte bei mir eigentlich auch das Glukagon für die Gegenregulation fehlen. Oft habe ich aber das Gefühl, dass meine Gegenregulation noch sehr gut funktioniert. Wie sieht das bei euch aus?

Um zurück auf das eigentliche Thema zurückzukommen:

Was tut man jetzt, um nicht mehr vor dem Lauf Insulin spritzen zu müssen und dennoch gute Blutzuckerwerte zu messen?

Ich habe Lauf für Lauf nach und nach immer weniger Insulinbolus für das Training gespritzt, die Insulindosis schleichend reduziert. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich fast kein zusätzliches Insulin mehr für das Lauftraining benötige. Brauchte ich anfangs noch 2-3 zusätzliches Einheiten Insulin, sind es jetzt nur noch 0,7.

Habt ihr das auch schon mal erlebt? Oder kommt euer Stoffwechsel auch immer mal wieder auf solch seltsame Ideen? Na ja Diabetes Typ 1 ist halt echt ne Wissenschaft für sich!

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