Wie Diabetiker mehr Höhen und Tiefen als ein Pilot erlebt und Katastrophen (nicht) meistert!

Wir Diabetiker erleben mehr Höhen und Tiefen als ein Pilot. Je seltener ich in letzter Zeit von meinen Blutzuckerwerten berichtet habe, umso mehr habe ich mich leider damit „rumärgern“ müssen. Und wie ihr vielleicht auch wisst bzw. mehrfach erlebt habt, kostet das nicht nur Zeit, sondern auch Nerven und Geduld.

Wie ein Pilot ist Diabetiker in Höhen und Tiefen unterwegs...

Wie ein Pilot ist Diabetiker in Höhen und Tiefen unterwegs…

Wie ich meine (Snowman-) Basalrate mit FreeStyle libre neu überdacht und programmiert habe

Ich habe seit längerer Zeit eine „Winter-Insulin-Basalrate“ in meiner Insulinpumpe gespeichert, da ich in der dunklen, kalten Jahreszeit mehr Insulin benötige als etwa im Frühling oder Sommer. Die Snowman-Basalrate (so nenn‘ ich sie) hatte ich vor geraumer Zeit auch schon scharf geschaltet.

Funktioniert aber überhaupt nicht mehr, wie ich feststellen musste. Letztes Jahr hatte ich super Blutzuckerwerte damit, nun nicht mehr. So habe ich die Snowman-Baslarate also kürzlich komplett neu überdenken und programmieren müssen. Ich bin echt dankbar, dass ich dafür mein Libre nutzen kann (auch wenn ich Selbstzahler bin und wohl auch leider bleiben werde). So konnte ich zumindest schwere Unterzuckerungen und viel zu hohe Blutzuckerspitzen mit der Umprogrammierung rechtzeitig verhindern, da diese mit Libre durch den Glukose-Trendpfeil mehr oder weniger gut „vorhersehbar“ sind (schade, dass das die Krankenkasse den Sinn des Systems leider nicht begreift).

Durch den zusätzlichen Stress der Weihnachtszeit, neue Projekte, Aktivitäten und Gegebenheiten (im Januar werde ich berichten), zahlreiche Termine,  Umstrukturierungen und Änderungen im Tagesablauf könnt ihr euch vorstellen, dass es keineswegs einfach war, die richtige stündliche Insulin-Basaldosis zu ermitteln. Ich habe mich an der zuvor verwendeten Snowman-Basalrate orientiert und die stündliche Dosis des Insulins an den veränderten Blutzuckerwerten angepasst. Klingt einfacher, als es letztendlich ist. (Wobei ich auch noch anmerken muss, dass ich generell sieben verschiedene Basalratenprofile nutze, siehe „Viele bunte Basalratenprofile„)

Praxisnah anhand eines Beispiels erklärt, wie ich die Basalrate überdenke und neu programmiere

Messe ich beispielsweise morgens um 10:00 Uhr plötzlich regelmäßig einen zu hohen BZ-Wert, erhöhe ich die stündliche Basalrate zu jeder vollen Stunden, ab 8:00 Uhr vorsichtig. Bedeutet, dass ich um 8:00 Uhr die Basalrate, abhängig vom Blutzuckerwert, um 0,1-0,3 I. E. erhöhe und um 9:00 Uhr ebenfalls um 0,1-0.3 I.E. Das muss man sich vorsichtig ausprobieren.

Weiterhin überlege ich, was sich oder ich noch verändert habe, warum mein Blutzuckerwert zu dieser Uhrzeit ständig zu hoch ist. Eine ganz schöne Tüftelei. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle: Stress/Laune, Tabletteneinnahme, Nahrungsergänzungsmittel, Klima/Wetter, Aktivität, Ernährung, Körperbereich an dem der Pod/Katheter sitzt… Schwierig wird es vor allem dann, wenn du einen Tag, meinetwegen um 10:00 Uhr zu hoch, am nächsten Tag, bei nicht verändertem Verhalten hingegen zu niedrig liegst.

Rat vom Diabetologen holen?!

Erklär‘ ein solches Blutzuckerchaos mal deiner Mutter ;). Vielmehr deinen Arzt/Diabetologen… Kannst du gar nicht, wenn du es selbst nicht verstehst. Dennoch fordert ausgerechnet der Arzt eine Erklärung für die miesen Werte. Na ja aber eigentlich geht man doch in der Hoffnung hin, dass der Arzt mindestens einen Tipp in petto hat, heraus findet, warum der Blutzucker diese Party ohne einen feiert.

Am Anfang deiner Diabetes-Karriere kann der Arzt dir dahingehend bestimmt noch weiterhelfen, doch schon bald liegt es in deiner Hand. Du weißt vieles besser als dein Arzt, schließlich lebst du mit DEINEM Diabetes, der andere Macken hat als der eines anderen Diabetikers. Aber dennoch wird nicht nur der Arzt, sondern wirst auch du nie all die Macken deines eigenen Diabetes verstehen. Zumindest geht es mir so. Die letzte Zeit war echt anstrengend mit meinem Diabetes, hat meine Geduld strapaziert, Disziplin gefordert und dennoch hat er mich letztendlich ratlos im Regen stehen lassen.

Der Schrei nach Aufmerksamkeit und die Frage: Wo wirkt das noch hin?

Seit vier /fünf Tagen läuft es nun wieder rund mit meinen Blutzuckerwerten. Warum? Keine Ahnung! Das Verrückte daran ist, dass ich wieder meine Snowman-Basalrate im Einsatz habe, genau die, die vor einigen Tagen überhaupt gar nicht funktionieren wollte. Nun frage ich mich gerade vielmehr: Wo wirkt das Insulin noch hin? Jetzt muss ich eher aufpassen in keine Hypo zu rutschen. Wie das kommt? JA DAS WEISS ICH DOCH NICHT.

Ich weiß nur, dass sich der ganze Blutzuckerfrust wieder einmal nicht gelohnt hat! Die Grübeleien auch nicht und die damit verbundene schlechte Laune war ebenso überflüssig! So viel Nervenaufreiberei und Zeitverschwendung also für NIX und wieder NIX!

Und die Lösung für das Problem? Am besten gar nicht erst mit Diabetes anfangen ;). Spaß beiseite: Versuchen wir einfach, das Leben (mit Diabetes) bestmöglich zu genießen, so lange wir es nicht verstehen! Wir können versuchen, ein guter Pilot zu sein, den Flugplan einzuhalten, auf alle Unwetterlagen vorbereitet zu sein, dennoch müssen wir uns manchmal damit abfinden, dass unser Flugzeug gerne mal in seinen sturen Autopiloten schaltet. ABER: Man landet doch irgendwie immer… 

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest