Nicht-Diabetiker müssen doch Langeweile haben…

Mir ist mal wieder bewusst geworden, wie viele Aber-Millionen Entscheidungen wir Diabetiker im Alltag treffen müssen. Mir fällt insbesondere wenn ich mit Hendrik auf MTB-Biketour bin auf, dass mich mein Diabetes dabei nahezu durchgehend beschäftigt. Da frage ich mich, was Hendrik in der ganzen Zeit eigentlich macht? Ist ihm etwa langweilig ;-P?

Okay, während ich damit beschäftigt bin, Insulin zMTBu spritzen, „fast schon panisch“ Traubenzucker in zahlreichen „Diabetes-Taschen“ zu suchen oder mir Gedanken darüber mache, wie ich die Basalrate die nächsten Stunden temporär einstellen/planen sollte oder oder oder, hat mein Mann immerhin die ehrenvolle Aufgabe, uns den Weg zu weisen und für mich den roten Teppich auszurollen  ;-P.

Ernsthaft: Mit dem Orientierungssinn habe ich es nämlich echt nicht so. Zu oft habe ich schon zu Hause angerufen und eingestehen müssen, dass ich just nicht weiß, wo ich bin 😉 und dass Steff jetzt bitte aus dem „Spielpradies“ abgeholt werden möchte ;-P. Mit dem „roten Teppich“ meine ich, dass Hendrik sich echt super um mich kümmert und auf mich aufpasst ;-P. Das genieße ich auch etwas ;).

Umso mehr Respekt habe ich aber vor den Diabetikern, die Blutzuckerwerte, Insulindosis, den Weg und vielleicht noch Puls erfolgreich allein navigieren, ohne einen Hendrik zu haben.

pumptrack omnipod mtb

Ein Leben ohne Diabetes…

Ich frage mich aber schon mal, wenn mir mal wieder alles über den Kopf wächst (die „Warum-ich-was-habe-ich nur-falsch-gemacht-Phase“ kennt wohl jeder), „was wäre, wenn ich meinen Diabetes nicht managen müsste?“ Über was würde ich mir dann Tag-ein, Tag-aus Gedanken machen? Mit Sicherheit hätte ich dann eine „Sorge“ weniger, aber vermutlich eine andere mehr?

Stellt euch doch mal vor wie es wäre, ohne Insulin/Insulinpumpe/Pen, Blutzuckermessgerät aus dem Haus zu gehen, einfach sofort auf der Stelle die Laufschuhe schnüren zu können, ohne auch nur einen Gedanken daran verschwenden zu müssen, welche Auswirkung das Lauftraining auf den Blutzucker haben könnte. Gleiches Spiel beim Essen… Man müsste nicht erst Blutzucker messen, ggf. noch warten, bevor man zulangt oder auch nicht auf der Stelle etwas essen, wenn man gar keinen Hunger hat.

Weiterhin müsste man weder Pod/Katheter, Sensoren, Lanzetten, Schläuche, Batterien, … wechseln noch Blutzucker messen oder sich vom Gepiepse der insulinpumpe oder des Messgerätes aus der Ruhe bringen lassen. Wie oft hat der Diabetes meinen Mann, die Kater und mich nachts schon „wachgepiept“?

Hätte ich keinen Diabetes, hätte ich im Kühlschrank mehr Platz für Schokolade!

Mal ehrlich, Wie cool wäre das, künftig keine Hypo oder keine Keto mehr zu erleben?Besuche beim Diabetologen und Co… Nope! Außerdem wäre ohne Diabetes mehr Platz in der Wohnung (alle drei Monate sieht es bei mir aus wie im Apotheken-Lager) und ganz wichtig ;), im Kühlschrank mehr Platz für Schokolade ;-P!!! Insofern würde ich meinen Untermieter gerne vor die Tür setzen ;). Aber ernsthaft, das Beste ist natürlich, man müsste keine Angst mehr vor Folgeschäden und Begleiterkrankungen haben! Und ein kleines „Wehwehchen“ würde man nicht direkt als „Folgeerkrankung“ des Diabetes vermuten/einstufen.

Müsste ich ohne Diabetes immer nett zu meinem Mann sein?

Die Regelung „Alles was ich während einer Hypo gesagt habe, das habe ich nicht gesagt“ gilt ohne Diabetes dann wohl auch zur Freude meines Mannes nicht mehr? Müsste ich dann immer nett zu ihm sein ;-P? Ja! Oh je ;).

Langeweile ohne Diabetes?

Ohne Diabetes würde ich mich vermutlich zu Tode langweilen. Okay, das natürlich nicht. Denn hat man eine eine Beschäftigung weniger, kommt eine andere :). Langeweile kennt heutzutage wohl niemand mehr.

Psychische Betreuung dringend nötig!

Aber eins ist klar wie Kloßbrühe: Ich müsste psychisch betreut werden, kein Witz! Die Denkweisen sind nach knapp 20 Jahren zu tief verankert, dass ich vermutlich auch ohne Insulinpumpe und Messgerät noch Bolus abgeben und mir in die Finger stechen oder über die Haut scannen würde. Ohne Traubenzucker würde ich in diesem Leben vermutlich das Haus auch nicht mehr verlassen können, ohne „Panik zu schieben“ ;).

Ich glaube ohne Diabetes würde ich mich um meine Gesundheit deutlich weniger scheren. Als Diabetiker ist man meiner Meinung nach der bessere Gesundheitsberater und Ernährungsexperte. Aber das Wissen aus 20 Jahren Diabetes-Karriere nimmt mir keiner mehr! Insofern würde ich trotz Unterforderung/Langeweile im Kopf und der eventuellen psychischen Probleme ;-P, die damit einhergehen könnten, den Diabetes sehr gerne loswerden wollen. Das steht sowas von außer Frage…

Langeweile mit Diabetes... Nie!

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