Die, die immer nach dem Weg fragt… Wo geht die (Blutzucker-)Reise heute hin?

Morgens früh im Schwimmbad ist die Welt noch in Ordnung. Ich genieße es, vor der Arbeit oder auch am Wochenende früh zu laufen, ein paar Bahnen im Schwimmbad zu ziehen oder mit dem Mountainbike durch den Pumptrack zu heizen. Dann kann mich auf der Arbeit so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringen. Na ja, zumindest gehe ich den Tag dann etwas gelassener an, fühle mich ausgeglichener und belastbarer.

Orientierungslos im Schwimmbad... Die, die immer nach dem Weg fragt.

Doch eine Sache nervt mich dabei, manchmal sogar noch mehr als mein Diabetes: mein schlechter Orientierungssinn! Vielleicht hätte ich mich in meinem Leben mehr mit der Orientierung und weniger mit meinem Diabetes auseinandersetzen sollen? Dazu ein Video mitten aus dem Leben (eigentlich wollte ich ein paar tolle Unterwasseraufnahmen machen, aber es kam natürlich anders):

Die, die immer nach dem Weg fragt!

Ich weiß nicht, wie oft ich diese Situation schon erlebt habe, wie oft ich die Leute auf der Straße schon nach dem Weg gefragt oder meinen Mann schon angerufen habe: „Moppi, Hilfeeee, ich weiß nicht wo ich bin. Ich habe mich schon wieder verlaufen!“. Das passiert auch, wenn ich den Weg schon öfters gelaufen/gefahren bin, wie etwa meinen Weg zur Arbeit. In Hannover bin ich damit schon als „die, die immer nach dem Weg fragt“ 😉 bekannt.

Klingt verrückt, aber für mich ist die Umgebung aus der Lauf-Perspektive eine völlig andere als aus der Bike-Perspektive. Da sehe ich dann plötzlich ganz andere Gebäude, Bäume oder was auch immer. Okay, ich würde es wohl vermutlich auch schaffen, mich im Schwimmbad zu „verschwimmen“, wenn es nicht so überschaubar und durch einen Beckenrand abgegrenzt wäre ;).

Orientierungslos auch in Sachen Diabetes, wo geht die Blutzuckerreise hin?

Hierbei erkenne ich oft Parallelen zum Diabetes. Denn auch in Sachen Diabetes fühle ich mich oft orientierungslos… Wo geht die Reise meines Blutzuckers nun schon wieder hin, wie viel Insulin wirkt gerade, bzw. warum wirkt es nicht, welche Hormone sind aktiv? Wir wissen es nicht.

Wo geht die Blutzuckerreise heute hin?

Wegweiser für Diabetiker und Orientierungslose wie mich…

In Sachen Orientierung durch Wald, Wiesen und Straßen gibt es ja beispielsweise „Google Maps“ und andere Apps, aber das hilft mir als Karten-Analphabetin nicht sooo viel weiter. Ich brauche einen konkreten Wegweiser, etwa einen kleinen Ohr-Mann, der mir flüstert, „Kleine orientierungslose Steff, die nächste Straße bitte links abbiegen“, und dann mit dem Finger genau auf die besagte Straße zeigt. Besser noch, der würde mich direkt an die Hand nehmen, mich zum Zielort begleiten.

Welchen Weg nehmen wir?So einen Wegweiser hätte ich dann bitte gerne auch gleich für meinen Diabetes, der mir mitteilt: „Spritz jetzt bitte 5 Einheiten Insulin für die 3-BE-Mahlzeit, 2 wirken gerade noch aktiv, dann hast du danach einen Blutzuckerwert von 100 mg/dl, wenn du dich nicht mehr sportlich bewegst. Solltest du das doch tun, dann senke die Basalrate, um XXX Prozent, wenn du eine Stunde läufst, schwimmst, Rad fährst…, um XXX Prozent, wenn du Stress hast, erhöhe um XXX Prozent, …!“. Das wäre doch die perfekte Orientierungshilfe für uns Diabetiker.

Libre und CGMS vergleichbar mit Google Maps

Das Libre und auch CGMS schaffen mit ihren Glukose-Trendpfeilen, die mir verraten, ob mein Blutzucker in der nächsten Stunde ansteigt oder abfällt,  schon ordentlich Abhilfe! Dafür bin ich schon unendlich, dankbar! Unendlich! Dennoch ist es keine Garantie für gute, stabile Blutzuckerwerte!

In etwa vergleichbar mit  Google Maps, aber noch nicht mit dem für mich wünschenswerten kleinen wegweisenden Ohr-Mann. Nur letzterer kann mich hundertprozentig sicher durch den „Irrgarten“ navigieren und ins Ziel bringen, wie das vielleicht einst die künstliche Bauchspeicheldrüse schaffen könnte und dann automatisch dafür sorgen würde, dass Stoffwechselentgleisungen Schnee von gestern sind. (Deshalb organisiere ich u. a. auch „Diabetes läuft.„).

Auf Umwegen…

Na ja die Sache mit meinem schlechten Orientierungssinn hat nun Vor- und Nachteile. Der Vorteil liegt wohl darin, dass ich durch die vielen, weiten Umwege mehr Kilometer schrubbe, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Der Nachteil ist jedoch, dass ich durch die vielen, weiten Umwege mehr Kilometer schrubbe, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte ;).

Als Typ1erin müsste ich solche Umwege/Abweichungen eigentlich von vorneherein einplanen, sprich die Insulindosis an mein Vorhaben anpassen, sonst kann das natürlich zu Unterzuckerungen/Hypos oder Panik oder/und Hyperglykämien führen.

Das habe ich – very unschön –  auch schon das ein oder andere Mal erleben dürfen. Ungünstig, vor allem dann, wenn man mitten im „Busch“ in Timbuktu gestrandet ist. Na und der Orientierungssinn wird nicht unbedingt besser, wenn man zu hohe oder niedrige Werte hat.

In Sachen Diabetes kann mich keiner lotsen…

Ich habe es bisher glücklicherweise immer nach Hause geschafft, da mich Mitmenschen gelotst haben, in Sachen Diabetes aber kann mich keiner lotsen!  Bisher jedenfalls nicht, da bin ich NOCH auf mich selbst gestellt und es ist immer wieder eine große Herausforderung und ein Fulltime-Job sowieso. Aber wer weiß, vielleicht wird der bald zum Teilzeit-Job, wenn mir die künstliche Bauchspeicheldrüse die ganze Arbeit abnimmt…

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