Jumping Fitness Instructor – Der Diabetes treibt mich in den WAHNSINN!
Endlich habe ich meine Jumping-Fitness-Trainerlizenz in der Tasche! Ich habe, wie bereits berichtet, meine Ausbildung zum Jumping Fitness Instructor gemacht. Es sollte am 3. Und 4. März im Easy Fitness in Hannover jedoch für mich kein leichtes Unterfangen werden. Ausgebildet hat uns Patricio Escher. Vielleicht kennt der ein oder andere ihn auch aus der RTL-Sendung Ninja Warrior? Er ist generell SEHR sportlich unterwegs und auch Master Trainer bei Jumping Fitness. Patricio hat uns an diesem Wochenende auf die Jumping-Schritte, Technik, Musik und Choreos dressiert. Außerdem wurde das ganze Drumherum gelehrt: Von der Einstellung der T-Stange, über die „Spielregeln“ bis hin zu Wissen über Verletzungen und der Frage, wer überhaupt jumpen darf und wer nicht. Und natürlich vieles mehr. Es war also ein sehr straffes Programm, dass uns 25 Teilnehmer erwartete.
Warum die Ausbildung für mich mit Diabetes im Gepäck definitiv kein Zuckerschlecken war, verrate ich jetzt und bin gespannt, wie ihr die Schwierigkeiten eventuell besser/anders gelöst hättet als ich?
Sportliche Aktivitäten planen!
Wie bereits berichtet, ist es mit Diabetes im Gepäck schon eine größere Herausforderung, eine Ausbildung zum Fitnesstrainer zu machen, weil man oftmals nicht weiß, was einen bei der Ausbildung an „Aktionen“ erwartet. Das kannte ich auch schon von meiner Spinning-Instructor-Ausbildung.
Bei Marathons, Ultras, meinem 24 Stunden-Lauf, Radrennen oder generell bei meinen sportlichen Aktivitäten, kenne ich die Startzeit, die Strecke, weiß ungefähr, was auf mich zukommt, wie mein Blutzucker (in etwa) darauf reagiert und wie ich es verhindern kann, ständig zu unterzuckern oder zu „überzuckern“. Ich senke die Basalrate je nach Ausgangswert ein bis eineinhalb Stunden vor den Aktivitäten drastisch ab. Erhöhe sie während des Wettkampfs/der Aktivität wieder etwas. Je nach Sportart und Dauer gehe ich dabei anders vor, aber ich weiß in etwa wie und kann es mittlerweile meistens ganz gut einschätzen. Bei neuen Sportarten, die ich ausprobiere, gestaltet es sich natürlich oftmals schwieriger.
Du kannst eben nicht alles planen… Sei auf jede Überraschung gefasst!
Schwierig wurde es aber auch am Wochenende, an dem ich meine Ausbildung zum Jumping Fitness Trainer gemacht habe. An zwei Tagen von 9-18 Uhr waren Theorie und Praxis abwechselnd Programm. Wann nun was genau stattfinden sollte, wusste ich nicht. Letztendlich wusste ich nur, dass uns größtenteils Praxis erwarten würde. Was wann genau, wie lange und ob High Impact oder Low Impact, das war die große Überraschung ;). So etwas kann man nicht genau voraussagen. Na und eine Sonderbehandlung aufgrund meines Diabetes, wollte ich natürlich auch nicht.
Wie sollte ich nun meinen „Diabetes aber planen“, meine Basalrate meiner Insulinpumpe einstellen? Vor jeder praktischen Übung etwas zu essen, wäre ein schlechter Plan gewesen. Wer schon einmal Jumping Fitness gemacht hat, kann sich vorstellen warum. Das gibt üble Bauchschmerzen… Kein schönes Gefühl, vor allem dann nicht, wenn man eh schon nervös ist, unter Druck steht, konzentriert sein und volle Leistung erbringen muss.
Die nervöse Speedy: der Bolus gegen die Aufregung und Wut
Ich entschied mich dafür, meine Basalrate den ersten Tag der Jumping-Fitness-Ausbildung um 70 Prozent abzusenken, noch häufiger als gewohnt den Blutzucker/den Gewebezucker zu messen, um jeder Zeit die Werte schnell mit Insulin oder Traubenzucker korrigieren zu können. Tja, leichter gesagt als getan…
Wir mussten einzeln recht spontan auf die „Bühne“, um etwa Schritte vorzuführen oder unsere in Gruppen einstudierten Choreos. Niemand wusste, wann genau er dran war. Problem dabei, ich bin ja so‘n unentspannter, uncooler Typ. Voll nervös, panisch, ängstlich und so. Für solche Momente brauch ich extra Insulin, so wie ich es mir auch immer vor sportlichen Wettkämpfen vorsichtig „spritze“, um keine Stoffwechselentgleisung, gar Ketoazidose zu riskieren. Einen kleinen Bolus/Extraschuss für die Aufregung sozusagen. Das war diesmal so spontan alles nicht drin. Ich glaube, ich hatte seit langem nicht mehr so schlechte Blutzuckerwerte, wie an diesem Wochenende. Hinzu kam, dass mein iPhone mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte. Ich scanne meinen Gewebezucker nämlich neuerdings über die FreeStyle LibreLink App mit meinem Smartphone. Ausgerechnet an diesem Wochenende waren auf dem Display vermehrt Scanfehler statt Blutzuckerwerte zu sehen. Danke auch! Das machte mich zusätzlich wütend, nicht förderlich für meine Blutzuckerwerte.
Ich habe also über meinen PDM (OmniPod) klassisch messen müssen. Meine Blutzuckerwerte waren zu hoch, das spürte ich auch. Wenn ich zu hohe Werte habe, werde ich depressiv, bin unkonzentriert, benebelt, benommen, mir ist übel, ich fühle mich energielos und ich bin nicht wirklich bei der Sache. Das sind schlechte Voraussetzungen. Das habe ich auch direkt bei meiner ersten „Showeinlage“ vor den 24 weiteren angehenden Jumping-Fitness-Trainern und dem Ausbilder direkt zu spüren bekommen. Meinen Namen „Speedy“, so wie ich nicht zum ersten Mal genannt wurde, hatte ich gleich weg. Ich war mal wieder schneller als die Musik, der Takt hinkte meinen Sprüngen hinterher. Na ja so kennt man nicht.
Sollten mich die Worte des Ausbilders „auch Speedys geben gute Kurse“ trösten? Na ja ;)… Ich arbeite dran. Bei der Prüfung, die am Sonntag-Nachmittag stattfand, war ich jedenfalls schon deutlich entspannter, aber meine Werte immer noch ein Graus. Es sollte nicht sein. Trotz ständiger Korrektur, 30.000 Messungen…
Warum liegt hier überhaupt Traubenzucker?
Ich habe an diesem Wochenende viel für mich mitgenommen. Neben Sprungtechniken, die Sprungvariationen, die Choreos, das Zählen der Takte und ganz viel Wissen über Jumping Fitness, habe ich auch sehr liebenswerte, interessante Menschen kennengelernt. Ich habe ihnen auch einiges über Diabetes erzählen können, etwa warum ich mit Sensoren ausgestattet bin und piepe… Ich nicht einfach so drauflos sporteln kann, ich besser gut geplant durch den Tag komme. Warum da so viel Traubenzucker neben meinem Trampolin liegt. Und natürlich musste (!) ich auch wieder ein paar Vorurteile zur Seite schaffen. Na ja ihr wisst schon ;). Meine Oma hatte das auch und der viele Zucker und so. AAAAAH!!!
Alle waren sie heiß auf meinen Traubenzucker. So hatte ich von Dextro Energy, den Dextro Drink am Start, leckere Schoko- und Vanille-Riegel und jede Menge Plättchen. Insbesondere beim Jumping Fitness sind sie perfekt geeignet, da sie den Magen nicht belasten. In den Pausen saß ich dann also gemeinsam mit einigen Teilnehmern Traubenzucker-knabbernd auf dem Boden ;).
- Gemeinsam Traubenzucker knabbern…
- I’m greater than my highs and lows
Ich für meinen Teil habe auch wieder mal viel über meinen Diabetes gelernt. Ja, auch nach über 20 Jahren Diabetes-Karriere lernt man jeden Tag aufs Neue dazu… An dem Spruch: Jeder Tag mit Diabetes ist ein wissenschaftliches Experiment ist viel Wahres dran! Und, dass mich der Diabetes in den Wahnsinn treibt lässt sich wohl auch nicht leugnen! Ob es bei meinen nächsten Aktionen 😉 mit meinen Blutzuckerwerten besser laufen wird? Tja, das bleibt fraglich… Es ist wie es ist: Diabetes bedeutet immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. (Aus dem Original von Albert Einstein: „Die Definition von Wahnsinn, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“)