Disziplin zwingend erforderlich! Aus einer Blutzuckerwertlaune heraus…

Diabetes Typ 1 ist eine Krankheit, die sehr viel Disziplin und Kontrolle erfordert, hohe Anforderungen stellt und die immer da ist. Sie ist ein Teil von dir. Jeden Tag MUSST du dich aufs neue motivieren und kann die Krankheit nicht einfach verdrängen, vor ihr weglaufen oder sie wegsperren. Sie ist da, 24 Stunden, und sie kann sehr lästig sein…oh ja das kann sie. Und deswegen wird jetzt mal gemotzt!

Nur wegen des Blutzuckerwertes mal wieder essen zu müssen, obwohl man keinen Hunger hat…oder nicht essen zu dürfen, obwohl man Hunger hat. Ganz spontan Sport treiben? Nein, nicht mit einem Blutzuckerwert unter 100 mg/dl. Überhaupt in den blödesten Situationen den Blutzucker messen zu müssen und vieles danach auszurichten…nervt! Alle Blutzuckerwerte wollen auch in einem Tagebuch mit Bemerkungen, beispielsweise über Aktivitäten und Nahrungsaufnahme protokolliert werden, sonst fehlt der Überblick und Ärzte können einen nicht unterstützen. Na gut, das können sie generell nicht sonderlich viel, weil man sich selbst besser kennt und der Blutzucker individuell verschieden auf Lebensmittel, Stress, Aktivitäten und co reagiert. Und das persönliche Insulinschema muss den Gegebenheiten aufs Neue, quasi tagtäglich, angepasst werden. Rechnereien mit Kohlenhydraten, eventuelle sportliche Aktivitäten müssen durchdacht und gut überlegt sein. Als Diabetiker Typ 1 weiß man genau, welche Lebensmittel den Blutzucker um wie viel erhöhen, wie viel Insulin dafür nötig ist…das hat man im Kopf/muss man im Kopf haben. Aber Infekte, Stress, wechselndes Tagesgeschehen, Schichtdienst, etc. – all dies sind auch Faktoren, die den Blutzuckerspiegel wieder „aus der Bahn werfen“ können. Oft kennt man die eigentlichen Auslöser gar nicht und wundert sich über einen zu hohen oder niedrigen Blutzuckerwert, der nicht nur gesundheitliche Einschränkungen mit sich bringt, sondern auch zu hervorragender 😉 Laune beitragen kann.

Man sieht einen die Krankheit nicht sofort an, wohl wahr,…aber gerade das kann einem zum Verhängnis werden. Hat man eine Unterzuckerung, halten dich viele für betrunken und handeln falsch, bzw. gar nicht erst oder machen sich lustig– alles schon erlebt. Die Leute sind sehr schlecht über Diabetes, vor allem Typ 1, informiert. Aber warum auch darüber informieren, wenn man weder Angehöriger einer Diabetes erkrankten Person noch selbst betroffen ist? Wusste noch vor 14 Jahren auch so gut wie nix darüber…und dachte ich hätte diese Krankheit bekommen, weil ich als Kind zu viel Zucker/Süßigkeiten gegessen habe, quasi DIE Rache dafür ;). Hatte doch keinen blassen Schimmer, dass Diabetes Typ 1 eine Autoimmunerkrankung ist und das meine insulinproduzierenden Betazellen nun zerstört sind (irgendwie muss ich dabei immer an Computerspiele denken – da kommt mir gerade eine Idee 😉 – Hendrik ich brauch mal deine Hilfe ;)),

Viele meinen, dass das Schlimme an der Krankheit ist, dass man keinen Zucker essen DARF (aaaah – ich geh an die Decke ;), aber das Thema hatten wir hier im Blog schon) und spritzen (meistens Typ 1) oder Diät halten (Typ 2) / Tabletten nehmen (Typ 2) muss. Aber das sind wenn dann wohl eher die geringfügigeren Probleme. Die Folgeschäden, die einen erwarten können, ängstigen einen mit der Zeit viel mehr, genau wie Gefahren einer Unter- oder Überzuckerung, vor allem in brenzligen Situationen. Doch auch in den Medien wird nur der Diabetes kommuniziert, den man bekommen kann, wenn man übergewichtig ist, sich falsch ernährt, zu wenig Sport treibt oder den man einfach geerbt hat. Da hilft dann eben mal ne Diät, an die man sich halten sollte, wenn man nicht spritzen möchte. Traurig! Aber da sieht man mal wieder, was und wie Medien uns manchmal die Dinge verkaufen.

Aber ich muss auch sagen, ich bin beeindruckt, dass Typ-1ern heute im Vergleich zu Gesunden kaum noch Grenzen gesetzt sind. Vor 15 Jahren sah das alles noch etwas anders aus, auch wenn sich meiner Meinung nach diesbezüglich noch mehr hätte bewegen können <- aber da erwarte ich wohl wieder zu viel. Damals wurden uns strenge Diätpläne vorgesetzt und alles – wirklich alles – mit genauer Planung durchdacht. Es wäre mir wohl auch nicht mal der Gedanke aufgekommen, einen Halbmarathon zu bestreiten. Vielleicht sollten wir auch heute als Typ-1er nicht unbedingt Pilot werden oder ohne spezielle Ausbildung Tauchen oder Extremsportarten nachgehen… und klar sind wir auf die Hilfe anderer angewiesen. Vorteile bringt sone Krankheit übrigens auch mit, man entwickelt mehr Ehrgeiz und Disziplin, beispielsweise im Sport…

Sport bietet mir eine ganz besondere Herausforderung, allein durch die hohe Anforderung, die die Krankheit mir daran stellt – ich wachse quasi daran.

Leistungsmäßig betriebener Sport macht es allerdings nicht einfach. Man wird vorsichtiger, hat Angst zu viel Insulin zu spritzen und eine Unterzuckerung zu bekommen. Im Sinne der Sicherheit wird der Zucker zu hoch eingestellt. Das kann natürlich auch gefährlich werden. Aber generell erhöht körperliche Aktivität die Insulinsensitivität und erniedrigt damit die tägliche Insulindosis. Also sehr zu empfehlen.

Nun ja das alles musste mal aus einer Blutzuckerlaune heraus…

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