Heute spricht Diabetes Typ F (bzw. Diabetes Typ M)!

Diabetes Typ F: Ob Kind, Mutter, Vater, Geschwister, der Partner oder die Katze ;-), (Familien-)Angehörige haben es nicht immer einfach mit uns Typ-1-Diabetikern (zumindest nicht mit mir).

Wie kommt Diabetes Typ F (Famile, Ferwandte ähhh Verwandte – Angehörige halt), in meinem Fall Diabetes Typ M (Miaule und Moppi), mit meinem Diabetes zurecht? Wie gehen Sie damit um, wenn ich bei Unterzuckerung gereizt oder bei zu hohen Blutzuckerwerten (die sich nicht erklären lassen) depressiv gestimmt bin? Wie ermutigen Sie mich, wenn mich beispielweise die Angst vor den Folgeschäden einholt und mir nur zum Heulen zu Mute ist (klar, kommt das auch mal vor!)? Und last but not least: Wie geht es ihnen dabei?

Stimmungsbarometer Blutzucker

Insbesondere die Angst vor schweren Unterzuckerungen (Hypoglykämien) belastet laut der internationalen DAWN2™-Studie in Deutschland mehr als 60 Prozent der Angehörigen! Deshalb habe ich genau dazu mal meinen Mann (Moppi) und meine Katze Miaule 😉 befragt:

Woran erkennt Typ F äh M, dass ich unterzuckert bin? Wie reagiert ihr darauf und was fühlt ihr dabei?

Moppi: Zu Beginn einer Unterzuckerung merke ich meist nur, dass Steffi etwas verwirrter ist als sonst und ein wenig neben sich steht. Auch reagiert sie gereizter als üblich und lässt sich schneller von Kleinigkeiten aus der Bahn werfen. Allerdings kann es für all das auch andere Ursachen geben, darum fällt die Abgrenzung schwer. Sichtbare körperliche Symptome tauchen leider erst sehr spät auf und dann geht es rasant abwärts. Spätestens beim Kopf zucken hört der Spaß auf, da dann eine Ohnmacht nicht lange auf sich warten lässt. Zum Glück sieht Steffi in so einer Situation ein, Traubenzucker zu nehmen, was sie vorher meist verweigert. Da sich die Anzahl der schweren Unterzuckerungen (Ohnmacht und Notarzt) in den letzten zehn Jahren fast an einer Hand abzählen lässt, bin ich meistens gelassen, wenn der Zucker mal wieder etwas absinkt. Aber tritt dann doch mal das besagte Kopfzucken ein, gerate ich ganz schön in Panik.

Meine Diabetes-Helferlein: Moppi und Miaule immer wachsam!

Miaule: Miau!

Mein Mann ist natürlich besorgt, aber richtig „Angst“ hat er selten. Sein Vater hatte auch Diabetes Typ 1 und er hat sich allein deshalb quasi schon zwangsläufig viel mit der Krankheit beschäftigt. Und wer sich mit der Krankheit vielmehr mit seinen Ängsten auseinander setzt, stellt sich diesen.

Fatal wäre es, wie es einige Eltern von Kindern mit Diabetes tun (was ich teils auch nachvollziehen kann), diese zu überhüten. Das verhindert die Selbstständigkeit! Das Handeln und Denken der Mitmenschen darf sich nicht nur um und mit dem Diabetes drehen.

Ich hasse es beispielsweise, wenn ich erwähne, dass ich Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Schnupfen habe oder mir schwindelig ist und dann gefragt werde: „Ist dein Blutzucker nicht okay?“. Doch mein Blutzuckerwert ist okay, aber mir darf es auch mal „schlecht“ gehen, ohne dass der Diabetes daran Schuld ist. Und ja ich raste auch mal aus, wenn ich nicht unterzuckert bin ;). Nur dann ist es „vielleicht“ begründet ;-P. Bei einer Unterzuckerung bin ich streitsüchtig, auf Krawall gebürstet ohne jeglichen Grund. Dafür entschuldige ich mich natürlich hinterher.

Alles was ich während einer Hypo gesagt habe, das habe ich nicht gesagt

Moppi, Miaule und ich haben uns abgesprochen: „Alles was ich während einer Hypo gesagt habe, das habe ich nicht gesagt“. Moppi und Miaule wissen längst, wie ich ticke. Moppi kennt mich, versteht mich, hört mir zu und hat vor allem eines, was ich nicht habe: viel Geduld! Vor allem auch mit mir. Auch Miaule weiß, wenn sie sich besser verstecken sollte ;).

Geduld ist entscheidend!

Aber vor allem die Geduld ist entscheidend! Wenn meine Insulinpumpe, das Blutzuckermessgerät, CGMS, FGMS o. ä. nicht funktionieren, ich ohne Insulin irgendwo festsitze, brauche ich seine Geduld, ihn als Ruhepol. Moppi ist es, der mir dann, das Insulin bringt oder die Gerätschaften repariert oder beim Service anruft, während ich mich noch über die Technik oder mich selbst ärgere und alles verfluche ;).

Moppi: Immer wieder faszinierend, wie sich scheinbar unumgängliche Weltuntergänge innerhalb weniger Minuten mit etwas Ruhe und überlegtem Handeln beheben lassen ;).

Steff: Pah!

Die Sache mit dem Humor, den man nie verlieren sollte!

Wir bringen aber auch beide ähh alle drei viel Humor ins „Spiel“. Denn diesen sollte man nie verlieren, vor allem dann nicht, wenn man sich in Selbstmitleid verstrickt. Es kommt schon mal vor, dass mir einfach zum Heulen zu Mute ist: „Scheiße, warum ich, kein Bock auf dem Mist.“ Tja es nützt ja alles nix. Dann fangen wir an bewusst Humor ins Spiel zu bringen. Diabetes wird zu „Diabombtis“, wird auf die Schippe genommen, bis aus den traurigen Tränen, fröhliche werden. Spätestens dann, wenn Miaule die Blutzuckerteststreifen munter in der Wohnung verteilt, werden die Sorgen in den Hintergrund gedrängt. Aber auch Kritik ist von Nöten!

Den Spiegel vorhalten

Kritik in Sachen Diabetes kann ich gar nicht gebrauchen, sie ist aber notwendig. Genau wie in anderen Lebensbereichen auch. Erst wenn mir jemand den Spiegel vorhält, wird mir oft klar, welche Dinge ich verändern muss, damit es besser läuft.

Der 24-Stunden-365-Tage-im-Jahr Diabetes

Der Diabetes bestimmt beeinflusst nicht nur meinen sondern auch unseren Alltag. Wir haben wie beschrieben unseren Weg gefunden, wie wir damit umgehen, uns nicht unterkriegen lassen (die Gefahr ist vor allem bei Folge- und Begleiterkrankung leider viel zu groß). Humor, Geduld, Verständnis aber auch Kritik und viel Miau, lässt uns entspannter damit leben.

Diabetes ist unser ständiger Begleiter, aber wir haben einen Weg gefunden, dass er unseren Alltag nicht beherrscht!

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest