Mit dem Mountainbike unterwegs auf der Waldautobahn: Das gibt mir den Kick!

Derzeit bin ich äußerst gerne auf der Waldautobahn mit dem Mountainbike unterwegs. Ursprünglich hatte ich eigentlich nur verletztungsbedingt vom Laufen auf diese Sportart „umgesattelt“ (Shin Splint, Bakerzyste, Senk-Spreiz-Fuß und so weiter), quasi aus der Not heraus. Nun bin ich aber völlig hin und weg. Ich liebe das Laufen, insbesondere Marathons ja auch nach wie vor, aber das ist ein völlig anderes Training als Mountainbike fahren.

Zuletzt hatte ich beim Lauf-Training das Gefühl, dass ich nur noch Kilometer abspule, gelangweilt vor mich hinlaufe und der „Kick“ fehlte. Ich habe irgendwie keine Fortschritte mehr gemacht. Also hatte ich mir ein professionelles (wenn schon, denn schon ;)) Mountainbike gekauft, mit dem ich mich nun mittlerweile schon fast wie verwachsen fühle.

Verrückt machendes Zeug: Adrenalin, Testosteron und Endorphine

Mountainbike fahren ist eine Sportart, die mich echt begeistert. Das liegt wohl daran, dass sie mir zum Einen viel Abwechslung bietet, ich mich meinen Ängsten stellen muss (da viel mit Männern unterwegs, die sich mehr trauen) und zum Anderen, weil sie extreme Auswirkungen auf meine Blutzuckerwerte hat, da eben andere Muskeln als beim Laufen angesprochen werden, die das Training scheinbar bei mir dringender nötig haben ;).

Die Rückmeldung vom Trail, besonders in Hinsicht auf Hormone und Blutzuckerwerte, ist beim Biken einfach genial. Nach den ersten Bergtouren musste ich erstmal schauen, wie sich diese Sportart auf meinen Blutzucker auswirkt. Aber im Vergleich zum Laufen, klappt die Anpassung der Insulindosis (Absenkung der Basalrate) deutlich leichter (zumindest bisher).

Außerdem habe ich keine Anstiege mehr nach dem Training, wie das beim Laufen der Fall war. Es ist schön, wieder Erfolge im Training zu sehen, sich an Fortschritten zu erfreuen, wie etwa ne Steigung am Berg gerockt zu haben, die man die Woche zuvor noch nicht geschafft hat, Muskelkater an anderen Stellen zu bekommen und vor allem wieder mal weniger Insulin für Sport zu benötigen (beim Lauftraining hatte ich teils sogar zusätzlich spritzen müssen, siehe: Pizza und Laufen läuft bei mir aufs Gleiche hinaus).

Ich musste beim Biken feststellen, dass die beste Droge für mich neben Insulin und Kaffee Adrenalin ist (hatte ich auch schon beim Paragliding erfahren). Ebenso das weiter verrückt machende Zeug, etwa Testosteron und Endorphine. Ich liebe es, mich in in Atemnot, Muskelschmerz, Verzweiflung zu suhlen. Ich genieße das Oberschenkelbrennen.

Auch bei meinem 3,5 Marathons, die ich bei einem 24-Stunden-Lauf am Stück hinter mir gelassen habe, bin ich den Weg durch die Hölle gegangen… Aber das versucht man sich während eines Wettkampfes nicht anmerken zu lassen. Noch weniger wenn man das Mountainbike fahren nur mit Männern trainiert ;)…

Mountainbike fahren gibt mir den Kick

Bei Maximalpuls so tun, als hätte man den Berg locker erklommen…

Als blutige Anfängerin habe ich einen großen Nachteil beim Mountainbike fahren. Ich bringe zwar die nötige Ausdauer und mentale Stärke durch das Marathon laufen mit, allerdings auch die „noch-nicht-dafür-trainierten“ Muskeln und ich traue mich noch SEHR viel weniger als erfahrene Biker, besonders in engen Passagen und beim Downhill oder Pumptrack fahren.

Pumptrack

Dennoch hat ja jeder so seinen Stolz, mit dem ich dann beim Berg hoch fahren protze ;). Denn am Berg „klettere“ ich mit dem Mountainbike noch dem ein oder anderen Mann etwas vor ;). Ich stelle mich dann ehrlich gesagt oben auch so hin und tue so, als wäre der Berg überhaupt keinen Anstrengung für mich gewesen. Ich weiß kindisches Gehabe, aber GEIL ;-P. Pfft… Berg ab über nasse Steine, Wurzeln und Schotter werde ich dann auch schnell wieder „überrollt“ ;).

Schlamm, Matsch, Dreck, zerkratzte Schienbeine/Fußknöchel, blaue Flecken, dicke Beine gefüllt mit Säure, Schwielen an den Händen, das gehört dazu und macht mir richtig Spaß! So lang es mich danach nicht ans Krankenbett fesselt, versteht sich ;). Ebenso gehören zum Mountainbike fahren aber auch schnell wirksame Kohlenhydrate dazu. Beim Laufen war die zusätzliche Energie kaum noch nötig. Beim Erklimmen der Berge mit dem Mountainbike hingegen schon! Und zwar nicht nur, um Unterzuckerungen zu vermeiden…

Mich bewegt bei diesen Touren nur noch die eine Frage: „Wann gibt es Essen“?

Der Sauerstoff und die Energiespeicher sind bei Bike-Touren mit heftigen Anstiegen mal so richtig schnell aufgebraucht, auch wenn man vorher gut „gefrühstückt“ hast. Krass, was ich bei unseren Touren alles so „weghaue“. Allein an Traubenzucker: 1,5 Packungen Traubenzucker sind bei unserer letzten 3-Berge-Tour drauf gegangen. Zudem noch ein Liquid-Gel (diesmal nicht als Cocktail).  Mein Körper gibt mir eindeutige Zeichen, wenn er Energie benötigt. Dann wird getankt. Führe ich nicht rechtzeitig und schnelle Energie zu, werde ich nicht nur schlapp, sondern auch griesgrämig, auch wenn die Blutzuckerwerte nicht absinken. Mich bewegt bei diesen Touren oft nur noch die eine Frage: „Wann gibt es Essen?“. So viel auch noch mal zum Thema „Low Carb“ und „Zuckersteuer“ uns so!

Mountainbike fahren gibt mir den Kick

Das gibt mir den Kick!

Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Der MTB-Sport (oder generell das Austesten einer neuen Sportart) gibt mir einen immensen Adrenalin- und Endorphinschub. Es ist für mich eine Reise weg vom Alltag, von Sorgen und Stress! Ich finde es spannend anzusehen, wie mein Blutzucker sich dabei verhält. Ich lerne meinen Diabetes immer wieder neu kennen, auch wenn ich weiß, dass ich den Diabetes und die Auswirkungen/das Zusammenspiel der Hormone nie verstehen werde.

Für mich sind es wohl die Umstände, die Momente zu Highlights machen… Zumindest manchmal oder im Nachhinein ;). 

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