Radunfall: Vom Leben gezeichnet in den buntesten Farben mit Wunden und Narben

Einige von euch werden es schon auf meiner Facebook-Seite oder Instagram-Seite gelesen haben: Mein Mann und ich hatten einen üblen Radunfall: Ein Auto hat uns die Vorfahrt genommen. Tja, was soll ich dazu sagen… „Es sollte mal wieder so sein“… „Hier schreien kann ich“? Oder besser noch: „Als Gott mich schuf, dachte er sich, das übernimmt die Krankenkasse“? Oder vielleicht besser: „Wieder einmal Glück im Unglück“? Mein letzter Rennradsturz ist nun gerade mal sechs Wochen her und nun hat es schon wieder, und zwar so richtig, geknallt.Radunfall

Der Radunfall: Mein Lieblingsmensch auf der Motorhaube!

Diesmal hat uns vor zwei Tagen ein Auto beim Rechts abbiegen die Vorfahrt genommen. Mein Mann lag mit dem Rad auf der Motorhaube, hat mit seinem Helm die Windschutzscheibe zertrümmert. Meine Gedanken? „Das wars jetzt, lebt er noch?“. Der Autofahrer hat sogar noch Gas gegeben als Hendrik auf seinem Auto lag, hat dabei noch ein entgegenkommendes Fahrzeug gerammt. Auch mich hat der Autofahrer erwischt. Die Beulen, die ihr auf dem Foto am Auto hinten an der Tür seht, sind von mir. Wer genau hinschaut erkennt auch die zertrümmerte Windschutzscheibe und den hervorstehenden Scheibenwischer, gegen die Hendrik mit seinem Kopf (im Helm verpackt) geknallt ist.

Radunfall Hannover

Der Autofahrer selbst stand unter Schock, ebenso seine Frau auf dem Beifahrersitz. Er, ein älterer Mann, war auf Krücken unterwegs, die er mir eigentlich hätte direkt weitergeben können. Anwohner und Passanten waren sofort zur Stelle und halfen uns auf die Beine. Schon bald kam auch der Rettungsdienst und auch die Polizei…

Hendrik hatte Glück, bin unheimlich froh und dankbar, dass ihm nicht mehr passiert ist. Er hatte einen unfassbar leistungsstarken Schutzengel. Mich hat der ältere Herr mit seinem Auto am Fuß und an der Hand erwischt. Mittelfuß dreifach gebrochen und Finger/Hand verstaucht. Hätte auch schlimmer können, reicht mir aber hin!

Huch: „Den Führerschein biste los, dafür sorge ich!“

Der an die 90 Jahre alte Autofahrer, der auf Krücken unterwegs war, hat Hendriks Wut direkt zu spüren bekommen. Hendrik ist eigentlich ein ruhiger Mensch, aber der Autofahrer durfte sich bereits wenige Sekunden, nachdem er Hendrik auf die Straße befördert hatte, Dinge anhören wie „Biste Sch…, oder was?“… „Den Führerschein bist du los, dafür sorge ich.“ Auch an sein Fahrrad hat Hendrik nur wenige Augenblicke nach dem Aufprall gedacht: „Weißt du eigentlich, wie teuer das war?“ Was war ich froh, dass er noch schimpfen konnte.

Sorry, aber ich hatte unter Schock auch keine anderen Worte für den Autofahrer übrig. Musste Hendrik aber doch etwas zurück halten. Ich weiß, es hätte jedem passieren können. Menschen machen Fehler. Aber es ärgert mich dennoch, dass ich als Diabetiker jahrelang eine Bescheinigung vom Arzt über HbA1c-Werte (völlig sinnlos) und Ergebnisse der Augenhintergrund-Untersuchung ans Ordnungsamt schicken musste, damit ich meinen Führerschein behalten darf und unsichere/gebrechliche ältere Menschen die Straßen mit ihrem Auto unsicher machen können, ohne etwas vorlegen zu müssen… Na ja, meine Meinung (aber auch noch etwas aus der Wur heraus)!

Rettungsdienst in Sachen Diabetes auf die Probe gestellt

Im Rettungswagen hatte ich erwähnt, dass ich auch Diabetes habe. Mein Blutzuckerwert war mit 153 mg/dl im Gegensatz zu meinem Puls und Blutdruck nur leicht erhöht. Ich bemerkte, dass sie auch was von Diabetes verstanden. Die Sanitäter (zumindest einer von ihnen) waren sogar über eine schlauchlose Insulinpumpe und rtCGMS und FGM im Bilde. Respekt!

Vom Leben gezeichnet, in den buntesten Farben! Und nun? Krücken, Orthese, Thrombosespritzen…

Nun, der Schock sitzt tief. Zudem gehe ich an Krücken und trage eine Orthese. Täglich „spritze“ ich jetzt neben Insulin auch Clexane. Thrombosespritzen, mal was anderes. Super. Interessant die Fragen seitens der Mediziner und Apotheker: „Trauen sie sich zu, sich zu spritzen.“ Haha… Lasst mich kurz überlegen… Ich denke schon. Haha.

Aber dennoch hätte ich es in meiner Selbstsicherheit und Spritzroutine (wobei die durch die Insulinpumpe auch in Vergessenheit geriet) fast verbockt. Die Luft in den Thrombosespritzen ist beabsichtigt und man soll diese nicht „entlüften“. Außerdem empfehlen sie, sich beim Spritzen hinzulegen und kontinuierlich, bis der Spritzvorgang abgeschlossen ist, eine Hautfalte zu bilden. Meinetwegen. Blaue Flecke gibt es hinterher sowieso. Das liegt wohl an der Substanz. Aha! Aber von denen und von Wunden und Narben, kann ich eh ein Lied singen.  Wie war das: „Und wir tragen sie mit stolz unsere Wunden und Narben“? Ähm… NEIN! Ich erinnere mich an Gürtelrose, Medikamentenvergiftung, Abgeschnittenen Daumen und zahlreiche weitere Sportverletzungen, die alle noch nicht lange her sind.

Blutzuckerwerte und die Sache mit dem Sport. Geht das mit gebrochenem Fuß und verstauchter Hand?

Nun kamen neben den Besserungswünschen (lieben Dank dafür), Fragen zum „Unfall und Unfallverursacher auch viele Fragen dazu, wie ich das jetzt mit dem Sport mache… Denn klar, wer mich kennt weiß, ich kann nicht ohne.

Mein Körper ist viel Sport gewohnt und mein Kreislauf möchte in Schwung gehalten werden, sonst bekäme ich das nächste Problem. Und natürlich erfreuen sich die Blutzuckerwerte (meistens) am Sport und steigen bei mir ohne körperliche Betätigung oftmals in ungeahnte Höhen. Wobei ich dazu sagen muss, dass es ohne Sport manchmal auch einfacher ist mit den Werten ;). Die, die intensiv Sport treiben, wissen was ich meine. Gerne schreibe ich dazu gesondert noch mal einen Artikel. Hatte diesbezüglich auch ein interessantes Gespräch mit einem Typ1er-Ironman.

Sport, jetzt erst recht! Das Workout mit „Gips“

Aber was nun: Bewegung mit gebrochenem Fuß und verstauchter Hand? Ja oder Nein? Unbedingt! Jetzt erst recht! Im Rahmen dessen, was die Verletzungen erlauben, versteht sich. Jede Bewegung sorgt für mehr Durchblutung der Muskeln-auch der stillgelegten. Durch das Training der gesunden Seite/Partie werden auch die Muskeln der Gegenseite trainiert. Deswegen sieht das bei mir so aus:

Die Blutzuckerwerte sind durch das ungewohnte Verhalten, das ich an den Tag lege bisher überraschenderweise eher zu niedrig als zu hoch. Spannend zu beobachten, wie zahm mein Diabetes (manchmal!) wird, wenn ich mich um andere Baustellen meines Körpers kümmere, pfft!

Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter…

Tja versuchen wir was Positives aus dem Unfall zu ziehen. Fällt mir zugegeben derzeit unter Schmerzen, Ärger, all den Dingen, die noch zu klären sind wie Arztbesuche, Versicherung, Polizei, Anwalt, Gutachten, Schmerzensgeld…  nicht gerade leicht. Dennoch begreife ich das Geschehene als Chance, umzudenken. Wieder neue Wege zu gehen. Es macht mich in vielerlei Hinsicht auch wieder einmal stärker und ich schenke aktuell, den Dingen mehr Zeit, die ich vernachlässigt habe, mit den ich aber Fortschritte mache.

Dazu aber in Kürze mehr… Ihr hört von mir, eure vom Leben in den buntesten Farben gezeichnete Steff ;).

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest