Blutzuckerchaos im Dreierpack: ProAm Radrennen, Mukoviszidose-Spendenlauf und Werkheim Marathon

Sportlich war hier ein bisschen was los, Blutzuckerchaos gab es inklusive. So habe ich in den letzten Tagen einige Wettkämpfe bestritten und einige Fitnesskurse vertreten. Beides, insbesondere die Wettkämpfe fordern mich noch heute heraus, weil dabei einfach viel mehr Adrenalin im Spiel ist, als in der Trainingsroutine. Das ist deutlich schwieriger einzuschätzen und zu planen. Außerdem ist es sowohl im Wettkampf als auch in der Position als Trainer noch wichtiger, dass auch alles glatt läuft (nicht nur blutzuckertechnisch). Da sitzt der Druck schon im Nacken ;).

Ich werde nicht über alle Wettkämpfe dieses Jahres berichten, sondern über die drei, bei denen blutzuckertechnisch alles schieflief. Wäre ja langweilig für euch, wenn ich einfach nur schreiben würde, ich bin Marathon XY gelaufen und meine Blutzuckerwerte waren top ;).

(Siehe dazu auch: So kalkuliere ich 22 Faktoren, die den Blutzucker im Sport beeinflussen)

Wichtiges vorweg: Die Sache mit der richtigen Basalrate

Das vorweg: Ich bin immer noch der Meinung, dass Diabetes ohne Anleitung geliefert wird und auch nicht mit einer geliefert werden kann, da man seine Insulindosis (und nicht nur die) individuell anpassen sollte. Aus aktuellem Anlass wollte ich das noch mal erwähnt haben. Gerade wieder in einem Forum verfolgt, wie über richtige und falsche Basalraten diskutiert wird. Wenn die Blutzuckerwerte mit einer nicht „zirkadianen“ Basalrate passen, so what? Warum muss man darauf beharren die Basalrate zu ändern, wenn doch alles gut läuft?

Nun es gibt immer diesen Einen, der es besser weiß. Interessant auch, dass mir jemand sagt, wie ich meine Basalrate im Sport abzusenken habe. Dieser jemand, aber noch nie selbst einen Marathon gelaufen ist oder Wettkampf bestritten hat (sofern er überhaupt Sport betreibt), mich und meine persönliche Geschichte (Lebensstil, weitere Krankheiten, etc. pp.) überhaupt nicht kennt.  Sorry, aber hier werde ich etwas komisch ;). Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und lasse auch nichts unversucht, bin für jeden Tipp dankbar, aber Besserwissereien ohne Beweise und Belege kann ich nicht leiden.

Egal wie… kommen wir zum Blutzuckerchaos bei besagten drei Sportveranstaltungen: ProAm Radrennen, Mukoviszidose-Spendenlauf und Werkheim Marathon. Woran lag’s nun, dass es nicht lief und wie konnte ich mich aus der Misere retten? Alles hat seinen Grund oder auch nicht?! In jedem Fall ist es keine schiefe Basalrate ;).

1. ProAm Blutzuckerchaos und Fahren mit angezogener Handbremse

So wie im letzten Jahr, bin ich auch diesmal beim ProAm Hannover mitgefahren. Das ProAm ist ein Jedermann-Radrennen in der Stadt und der Region Hannover. Diesmal bin ich dort nicht mit Hendrik, sondern mit einer Sport-Freundin gestartet. Wichtig war uns, dass wir von Start und Ziel gemeinsam im Team bleiben. So war es dann auch.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Eversense XL Sensor gerade neu. Es saß nicht mal 5 Tage, die es gebraucht hätte, bis die Wunde des Mini-Eingriffs zum Setzen des Sensors verheilt gewesen wäre. Das war meinerseits auch keine gute Idee, dort zu starten! Ich war aufgeregter als sonst: Ich hatte etwas Sorge, ob das Eversense XL und ich ein gutes Team (generell, aber insbesondere beim Rennen) abgeben, ob die Pflasterstrips auf der Narbe halten, etc. pp. Ich hatte zu wenig Zeit, das Eversense XL richtig kennenzulernen. Wir waren zu dem Zeitpunkt noch keine Freunde ;), da ich noch etwas skeptisch und unsicher war. Hinzu kam etwas Angst, die seit meinem schweren Radsturz noch immer mitfährt.

Der Eversense XL Transmitter am Arm vibrierte durchgehend! Das sei wohl auch völlig normal in der Eingewöhnungsphase. Es meldete ständig zu intensives Umgebungslicht. Siehe dazu: „Ich bin gechipt! Eversense Now und Science Fiction in 10 Jahren!“ Ich kannte auch die verschiedenen Vibrationscodes noch nicht auswendig. Und habe das Vibrieren des Eversense XL Sensors am Oberarm ignoriert, weil es zu viel war. „Ach das ist der Umgebungslicht-Alarm…“ dachte ich, ohne auf mein Smartphone zu schauen. Das war natürlich dumm von mir. Es alarmierte, weil der Wert zu hoch anstieg.

Als ich aber bemerkte, dass meine Muskeln dichtmachten, die Kraft irgendwie fehlte, ich das Gefühl hatte, ich fahre die ganze Zeit mit angezogener Handbremse, wusste ich da stimmt was nicht. Das war erst kurz vor Ziel und ich habe erst im Ziel auf die Werte geschaut: Hyper Hyper! Leider lag ich weit über 200 mg/dl. Meine eigene Dummheit, weiß ich! Aber für mich was der Eversense XL noch völlig neu und ich war mit mir selbst, meiner Angst, die nach dem Radsturz noch mitfährt viel zu sehr beschäftigt. Mittlerweile sind das Eversense XL und ich längst ein eingespieltes Team.

Nach dem Rennen habe ich Korrektur gespritzt und gewartet und Korrektur gespritzt und gewartet… Okay! Es passierte nichts, OmniPod saß, Insulin floss… Das ist einer dieser Tage, die gelegentlich mal vorkommen. Da habe ich das Gefühl, das Insulin sammelt sich irgendwo und wirkt erst am nächsten Tag. So war es dann auch: Noch bis in die Nacht hinein kämpfte ich mit zu hohen Blutzuckerwerten, war gestresst und genervt. Der nächste Tag brachte hingegen eine 24-stündige gerade Linie bei 80 und es brauchte nur die halbe Menge Insulin wie am Tag zuvor. 

2. Mukoviszidose-Lauf Hannover: Eversense XL rettet mich aus der Misere…

Den Mukoviszidose-Lauf ist ein Spendenlauf in Hannover, der seit 11 Jahren ausgetragen wird. Eine liebe Freundin (Insa), die selbst Mukoviszidose hat und Lungen-transplantiert ist, organisiert diesen mit viel Herzblut. Er gehört neben 7 weiteren Spendenläufen der Welfare-Laufserie an. Hier findet ihr weitere Informationen dazu: Welfare Laufserie Hannover.

Während des Mukoviszidose-Spendenlaufs wies mich jedenfalls mein Eversense XL nach etwa der Hälfte (sprich nach 2 Stunden lockeres Laufen) auf zu hohe Blutzuckerwerte hin. Der Eversense XL Transmitter vibrierte am Oberarm. Anhand des Vibrationsalarm, dessen verschiedene Alarm-Codes ich längst im Kopf habe, erkenne ich was Sache ist: Hypo, Hyper, Sensor nicht gefunden, …

Ich war etwas verwundert über den zu hohen Wert, denn dieser Lauf ist für mich kein Lauf, der Adrenalin aufkochen lässt. Ganz im Gegenteil… Wir sind locker gelaufen, haben gequatscht, hatten Spaß dabei. Also easy peasy going. Es war sehr warm, was eigentlich dazu führt, dass mein Blutzucker schneller sinkt/das Insulin besser wirkt. Ich bin zudem vorher noch Rad gefahren. Na und meine Basalrate hatte ich wie jedes Jahr bei diesem Lauf herabgesetzt: 65 Prozent 1 Stunde und 45 Minuten vor Start. Seltsam… Was war da los? Eigentlich war es klar wie Kloßbrühe: Luftblase im (Omni)Pod, Kanüle abgeknickt oder rausgerutscht. Letzteres war der Fall. So habe ich mir also schnell einen neuen OmniPod gesetzt und die Blutzuckerwerte mit Insulin korrigiert. Nach etwa 45 Minuten dann den ein oder anderen Müsliriegel verdrückt, um eine Unterzuckerung vorzubeugen.  Die letzten zwei Stunden des Laufes hatte ich dann meine Ruhe und wieder Werte im Zielbereich.

Da war ich einmal wieder sehr dankbar, dass der Eversense XL Transmitter am Arm vibriert, denn ich vergesse es auf mein Smartphone zu schauen, wenn ich im Lauftunnel bin ;).  Na und eine Smartwatch bekomme ich erst in zwei Wochen etwa ;).

3. Werkheim Marathon: Überfordert und zu spontan! Hyper Hyper!

Der Werkheim Benefiz Marathon gehört wie der Mukoviszidose-Spendenlauf der Welfare-Laufserie an. Das ist ein Etappenlauf, der 44,6 Kilometer vorsieht. Man kann quasi Ein- und Aussteigen wann und an welchen Stationen man möchte.

Überfordert, ausgepowert, gestresst, müde… stand ich an der Startlinie. Denn zuvor hatte ich gearbeitet und noch einen Jumping-Fitness-Kurs im Fitnessstudio vertreten. Spontan bin ich eingesprungen, im wahrsten Sinne des Wortes ;).  Danach musste ich zum Marathon hetzen. Hatte keine 45 Minuten Zeit… Das hat noch gut geklappt.

Aber die Tabata-Übungen, die ich in meine Jumping Fitness Class gerne mit einbaue, waren deutlich spürbar. Auch die Tage zuvor waren sportlich sehr herausfordernd. Durchgeschwitzt stand ich schon an der Startlinie. So kam mir das langsame Tempo, in dem der Werkheim-Marathon gemeinsam bestritten wird, sehr entgegen. Gedanklich war ich etwas weggetreten. Nach dem Jumping-Kurs war ich leicht unterzuckert und ich hatte aber keine Zeit noch etwas Vernünftiges zu essen. Ich war auch nicht so niedrig, dass ich Schlimmeres befürchten musste. Meine Basalrate war noch abgesenkt. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Wert noch ansteigen wird. Nun… keine Stunde später schoss der Wert auch nach oben. Oft hängt das damit zusammen, wenn ich die Nacht zuvor auch nicht gut geschlafen habe. Mir wurde speiübel und ich bin nach der 3. Etappe des Marathons (knapp 17 Kilometer) ausgestiegen. So vernünftig sollte man auch sein!

Zu Hause habe ich Ketone gemessen und dies waren natürlich nachweisbar. Also Korrekturschema her und spritzen, Kleinigkeit essen. Damit konnte ich meine Werte wieder gut und relativ zügig in den Griff bekommen. Und zack, kannste wieder Bäume ausreißen ;). Eigentlich war mir auch im Nachhinein klar, warum das passieren musste. Mir fehlten Kohlenhydrate, ich war gestresst und ausgepowert… Das kann nicht gut gehen und so gehe ich normalerweise auch nicht an den Start und das sollte auch niemand nachmachen!

Der Diabetes treibt mich in den Wahnsinn, ich ihn aber auch…

Nun ja, alle guten Dinge sind drei und so bin ich nun wiederum guter Dinge, dass ich bei den nächsten Wettkämpfen im Zielbereich lande, lauftechnisch und blutzuckertechnisch ;). Aber ernsthaft,in der Regel klappt es wunderbar, nicht zuletzt dank der fortschrittlichen Medizintechnik… An meinen ersten Marathon ohne CGMS erinnere ich mich wirklich nicht gern zurück, zumal ich auch noch meine Stechhilfe vergessen hatte und mir anderweitig aushelfen musste ;). Ich verrate jetzt nicht wie…

Nun mein Motto lautet: der Diabetes treibt mich in den Wahnsinn, ich ihn aber auch… Ich denke, dass ist hier heute ein gutes Schlusswort!

PS: Hier auch noch mal die Einstellungen, die ich in der Eversense XL App vornehme, um rechtzeitig vor Hypers und Hypos im Sport (im Alltag sieht das anders aus) gewarnt zu werden:

Einstellungen Sport Eversense XL

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest