Aktuelle Insulinpumpen und CGM-Systeme im Vergleich

Insulinpumpen und CGM-Systeme im Vergleich: Medtrum, YpsoPump, DanaRS, FreeStyle Libre2, Guardian Connect, Eversense XL... Es folgt noch Dexcom G6 und dann habe ich fast alle aktuellen Insulinpumpen und CGM-Systeme durchgetestet. Wer denkt: „Die hat es aber gut, kann das alles testen!“, denkt falsch ;). Jede Insulinpumpe, jedes CGM-System bedarf einer neuen Einweisung. Es geht sehr viel Zeit dabei drauf und nicht jedes System und jede Insulinpumpe macht Spaß oder stellt eine Verbesserung dar ;). Heute hier für euch eine kurze Zusammenfassung meiner Testergebnisse, aktuelle Insulinpumpen und CGM-Systeme im Vergleich. Bei Zeiten gehe ich auch noch mal auf das ein oder andere einzeln detaillierter ein. Vorab möchte ich noch erwähnt haben, dass ich die Insulinpumpen und CGM-Systeme nicht einfach so als Bloggerin und Redakteurin „hinterhergeschmissen“ bekomme. Ich bin ja auch hauptberuflich in der Branche tätig und darf deshalb einige von vielen Produkten hin und wieder testen.

Insulinpumpen und CGM-Systeme im Vergleich

Insulinpumpen im Vergleich

LCD-Spiel aus den 80ern, nur intelligenter: Medtrum-Patch-Pumpe

Über die Medtrum-Insulinpumpe hatte ich hier (Patch-Pumpen-Seitensprung) und hier (Was hat die Medtrum-Patch-Pumpe drauf?) schon ausgiebig berichtet und Videos veröffentlicht. An dieser Stelle noch mal kurz zusammengefasst:

Die Medtrum A6 TouchCare® ist eine Insulinpumpe ohne Schlauch, die über einen kleinen Personal Diabetes Manager (PDM) gesteuert wird, wie auch der OmniPod. Der Patch, der am Körper klebt, besteht aus einem Patch-Behälter zur einmaligen Verwendung und der wiederverwendbaren Pumpenbasis, die elektronische Bestandteile der Pumpe beinhaltet (z. B. Funkempfänger und Vibrationsalarm) und wichtige Pumpeneinstellungen speichert. Der Patch-Behälter bietet Platz für 70-200 I.E und kommuniziert mit dem PDM via Funkverbindung.

Medtrum TouchCare A6 Insulin-Management-System Insulinpumpe
Medtrum TouchCare A6

Für mich hat das Medtrum TouchCare A6 Insulin-Management-System den entscheidenden Vorteil, dass die Patch-Pumpe eine Stahlkanüle hat (OmniPod nutzt Teflon). Somit konnte ich bei mir (!!!) nachts und im Sport bereits einen besseren Insulinfluss feststellen. Ich habe mit der Stahlkanüle ein sichereres Gefühl, dass das Insulin richtig „durchflutscht“ und eben die Kanüle nicht abknicken kann. Ich bin sehr froh darüber, dass Medtrum eine Kombi aus Insulinpumpe und CGM-System anbietet. Neben den CGM-typischen Alarm bietet die Medtrum Patch-Pumpe somit auch eine automatische Abschaltung bei zu niedrigen Blutzuckerwerten, wie man das von der 640 G von Medtronic kennt (leider aber erst ab 90 mg/dl, was für den Sport etwas zu spät ist, aber dafür gibt es ja Voralarme).

Dankbar bin ich auch über die Möglichkeit, die Insulinpumpe „geräuschlos“ bzw. auf Vibration stellen zu können. Beim OmniPod ist dies nicht möglich und das Gepiepe raubt einen manchmal den letzten Nerv. Übrigens die Medtrum-Patch-Pumpe vibriert auch am Patch-Behälter! Praktisch, wenn das Smartphone (es gibt auch eine Medtrum App) oder der PDM nicht in der Nähe sind. Über die Medtrum-App kann der Blutzucker gecheckt und die Insulinpumpe überwacht werden (keine Insulin-Abgabe möglich).

Klein aber oho: YpsoPump

Die kleine, schnieke unter den insulinpumpen. Sie ist modern, schnell und leicht, kann was eine Insulinpumpe können muss, nicht mehr und nicht weniger. Oder doch? Einen ausführlichen Erfahrungsbericht habe ich bereits hier veröffentlicht: YpsoPump: Klein aber oho!

YpsoPump Insulinpumpe
YpsoPump – Insulinpumpe von mylife

An dieser Stelle mein Urteil kurz und prägnant zusammengefasst: Die mylife YpsoPump ist klein aber oho! Sie hat sich als treuer, verlässlicher Begleiter im Alltag und beim Sport bewiesen. Sie ist diskret, schick, lässt sich schnell und einfach bedienen und ist insbesondere auch für Kinder (minimal einstellbare Basalrate: 0,02 I.E.,Tastensperrfunktion) und Menschen, die es unkompliziert mögen, sehr geeignet. Via Touchscreen lässt sich das sehr übersichtliche Menü bedienen, fix erreiche ich alle wichtigen Funktionen, etwa Bolusabgabe (auch Blindbolus möglich) oder Erhöhen und Absenken der Basalrate, etc. pp. Die Bildymbole sind fast alle selbstzerklärend. Gewohnt bin ich da mit meinem OmniPod bisher eher schwergängige Tasten und deutlich mehr investierte Zeit zum Erreichen wichtiger Funktionen. Ich war zudem erstaunt, wie schnell der Bolus im Vergleich zu meinen bisher getesteten Insulinpumpen durchsauste… Halleluja ;)!

Mit der kostenfreien mylife App (für iOS und Android erhältlich) lassen sich die Daten aus der mylife YpsoPump via Bluetooth auslesen. Bleibt nun noch zu hoffen, dass die mylife YpsoPump künftig auch mit CGM-Systemen kommunizieren kann, dann wäre sie sicherlich für viele Diabetiker die Insulinpumpe erster Wahl.

Das Reservoir bietet nur Platz für 160 Einheiten Insulin, was in dem Fall allerdings kein Problem ist, weil der Wechsel schnell vonstattengeht und es sogar vorgefertigte Ampullen für die YpsoPump gibt.

Die extravagante, kommunikative Robuste: DanaRS

Die DanaRS ist mir so viel wert, dass ich sie mir jetzt auf eigene Faust finanziere (Privatrezept). Das hat natürlich Gründe. Nicht zuletzt, weil ich mittlerweile loope und diese Pumpe dafür bestens gerüstet ist. Etwas erstaunlich eigentlich, dass die Insulinpumpe bisher gar nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Das ändert sich gerade ;). Sie ist über Smartphone steuerbar und hält, was sie verspricht. Sie ist winzig, leicht und robust – trotzdem bietet sie Platz für 300 I.E Insulin!!! Einige klagen über die Gewindestange, da die Handhabung etwas gewöhnungsbedürftig sei. Dem kann ich zustimmen, aber hat man einmal den Dreh raus, geht auch das recht fix. Auch etwas extravagant das linksdrehende Gewinde. Ärgerlich, wenn man das Insulinampullenfach öffnet, statt es festzschrauben, dabei bilden sich nicht selten Luftblasen. Allerdings passiert einen das auch nur ein- oder zweimal ;). Ganz ehrlich, ich mag es, dass die Insulinpumpe eben anders ist… Extravagant. Sie hat was!

Ich werde über diese Insulinpumpe in jedem Fall noch gesondert einen Bericht schreiben, weil sie es mir wert ist… haha ;), auch weil es hier den Rahmen des Beitrags sprengen würde und ich sie erst seit 10 Tagen nutze. Sie hat auf jeden Fall ihre Eigenheiten, aber mit denen kann ich bisher gut leben.

Kommen wir zu den CGM-Systemen…

CGM-Systeme im Vergleich

Medtrum TouchCare System (mit Hypo-Abschaltung)

Zu dem zugehörigen, aber optionalen CGM-System der Medtrum-Insulinpumpe, welches die Insulinpumpe erst richtig interessant macht, hatte ich hier bewusst noch nicht viel dazu geschrieben, außer, dass sich der Sensor einfach und schnell setzen lässt und selten wenig Müll produziert.

Es gab aber ein großes Problem: Die ersten drei getesteten Sensoren haben deutlich zu hoch gemessen (um die 40 mg/dl) und gerade mal 4 Tage lang Werte angezeigt. Nun hatte ich jedoch die Möglichkeit noch mal nachträglich zwei Sensoren zu testen, die aus einer etwas neueren Charge stammen… Und siehe da, sie haben im Vergleich zu den anderen Dreien „genauer“ gemessen und das auch 7 Tage lang. Nur wenn die Sensoren genau messen, kann die Hypo-Abschaltung auch funktionieren und die funktioniert damit nun wunderbar. Hoffentlich kann Medtrum diese Qualität beibehalten. Ich werde Details dazu noch berufsbedingt auf Diabetiker.info veröffentlichen.

Wie bereits erwähnt sehr schön: Im Vergleich zu manch anderen CGM-Systemen ist das Setzen des Sensors ein Klacks und erzeugt vergleichsweise wenig Müll. Wer nachlässig ist mit der Kalibrierung, darf seine Werte trotzdem noch einsehen. Andere Systeme sind da rigoroser und bestrafen einen bei vergessener Kalibrierung mit Dienstverweigerung.

Medtronic Guardian Connect

Das Medtronic Guardian Connect hatte ich auch im Einsatz. Ich habe das Guardian Connect als eigenständiges System ohne die 640G Insulinpumpe getestet. Zunächst war ich etwas genervt, weil es mir als ungeduldiger, rastloser Mensch wirklich schwerfällt, mir die Zeit zum Einrichten des Systems zu nehmen. Und es hat alles nicht auf Anhieb geklappt… Das Sensorsetzen finde ich vergleichseise (!) sehr umständlich. Als eigenständiges System würde ich es persönlich nicht nutzen. Meinen Erfahrungsbericht findet ihr dazu auf Diabetike.info: Meine Erfahrungen mit dem Medtronic Guardian Connect. Meine Freundin nutzt allerdings die MiniMed 640G und SmartGuard-Technologie. Dazu verwendet Sie den gleichen Sensor und einen ähnlichen Transmitter. Bei ihr sehe ich, für eine gewinnbringende Unterstützung die Kombination beider Systeme im Alltag mit Diabetes ist.

Geht unter die Haut: Eversense XL

Ich hatte 180 Tage lang das Eversense XL. Dazu findet ihr unter anderem hier (Was das System son besonders macht und was noch optimiert werden muss) und hier (Wie sich der Alltag mit Eversense XL gestaltet) meine Erfahrungsberichte. Auch für die c’t habe ich einen Beitrag darüber geschrieben: Unter die Haut… Kontinuierliche Blutzuckermessung mit Eversense XL (By the way… Für die c’t werde ich jetzt öfters schreiben ;).) Nun nehme ich jedenfalls Abschied vom Eversense XL. Es ist einfacht nicht mein System, weshalb ich es aber dennoch zu würdigen weiß:

Vorteile: Der Sensor kann bis zu 6 Monate unter der Haut bleiben, ich muss nicht alle 5 Tage einen neuen Sensor setzen, wie das bei üblichen CGM-Systemen der Fall ist. Außerdem kann er nicht abfallen, sondern nur der Transmitter, welcher mit einem Pflaster über dem Sensor täglich neu platziert wird (täglich, weil der Transmitter alle 36 Stunden aufgeladen werden muss). Den Transmitter kann ich fix wieder aufkleben. Praktisch auch, dass über den Transmitter ein Vibrationsalarm am Arm ausgelöst wird, dieser ist direkt spürbar. Je nach Hypo-, Hyper-, Akku-, zu viel Umgebungslicht-Warnung vibriert dieser anders (etwa kurz, lang, dreimal oder zweimal).

Nachteile: Es ist ein Mini-Eingriff nötig und die Wunde muss nach dem Einsetzen des Sensors erst verheilen, bevor man das Pflaster direkt mit dem Transmitter auf die Hautstelle kleben kann. Es ist zweimal am Tag eine Kalibrierung nötig. Wird diese weggelassen oder nicht vom System akzeptiert, werden keine Werte mehr angezeigt. Im schlimmsten Fall setzt sich das System in die so genannte Initialisierungsphase zurück, in der vier Kalibrierungen notwendig sind. Manchmal hatte ich Probleme, den Transmitter über dem Sensor zu positionieren. Das lag womöglich daran, dass der Sensor unter der Haut ein wenig „gewandert“ ist, wie beim Herausnehmen festgestellt wurde.

Drei weitere Patienten, die sich mit mir zusammen den Eversense XL-Sensor in der Praxis einsetzen lassen haben, sind im Gegensatz zu mir dabeigeblieben und voll und ganz davon überzeugt. So unterschiedlich ist das oft.

FGM mit Alarmen: FreeStyle Libre2

Das FreeStyle Libre war mein Favorit von der ersten Stunde an (ich war die zweite Kundin ;)). Der Nachfolger, das FreeStyle Libre 2 ist nun seit geraumer Zeit erhältlich. Wir Diabetes Blogger durften es testen. Es funktioniert wie das erste, hat jedoch eine Alarmfunktion, sprich es warnt rechtzeitig (individuell einstellbar) bei zu hohen oder niedrigen Werten. Und das Lesegerät ist nun blau.

FreeStyle Libre 2 Alarm
FreeStyle Libre 2 Alarm

Auf dem Bild seht ihr, wie es aussieht, wie es mich alarmiert, wenn mein Blutzucker zu hoch oder zu niedrig ist. Es zeigt mir zwar nicht den Wert an, fordert aber auf zum Scannen. Das Empfangsgerät muss sich in der Nähe befinden, damit es alarmieren kann. Ich muss dann, um den Wert prüfen zu können, mit dem Empfangsgerät scannen. Leider funktioniert die offizielle Libre-App noch nicht mit den neuen Sensoren, das kommt aber wohl noch.

Die Alarme kann ich individuell einstellen (ab wann es warnen soll und ob mit Ton, Vibration oder gar nicht). Ich bin weiterhin sehr zufrieden mit dem Libre 2, wie auch mit dem ersten schon. Aber ich habe genau ein Problem mit dem Libre 2: Es funktioniert nicht mit meinem Bluetooth-Transmitter MiaoMiao und der App Spike, die es mir ermöglichten, meine Werte ohne Scannen auf der SmartWatch anzeigen zu lassen und aus dem Libre ein echtes CGM gemacht haben! Schade! Für andere Bluetooth-Transmitter (Blucon, blueReader) und Apps (Xdrip) gilt leider das Gleiche.

FreeStyle Libre mit MiaoMiao und Spike App
FreeStyle Libre mit MiaoMiao und Spike App

Ich hoffe aber, dass das neue Libre bald entschlüsselt wird und somit wieder mit MiaoMiao nutzbar ist Ich habe diesbezüglich Kontakt mit dem Hersteller von MiaoMiao aufgenommen und weiß, dass sie da dran sind… Und noch ein bisschen mehr ;), was hier noch nicht hingehört.

Den will jeder? Dexcom G6

Groß Thema momentan Dexcom G6. Nintamed wird die Bude eingerannt… Auch für mich ist Dexcom G6 nicht uninteressant, nachdem der Sensor einfacher/schneller zu setzen geht und es nicht zwangsläufig eine Kalibrierung erfordert. Ich werde das Dexcom zeitnah testen und berichten. Tatsächlich hat sich noch nicht die Gelegenheit geboten. Vielmehr habe ich mich diesbezüglich auch noch etwas zurückgenommen. Lag zum einen daran, dass alle oben aufgeführten Testobjekte 😉 schon sehr viel Zeit, Nerven, Geduld und Arbeit in Anspruch genommen haben und zum anderen, dass mir beim Dexcom G6 die Setzhilfe noch ein Dorn im Auge war, weil sie nach jedem Sensorwechsel im Müll landet. Beim Libre hat man schon sehr viel Plastikmüll, der Dexcom G6 toppt dies aber noch. Deshalb hoffe ich schnell auf das G7er… Krass, oder, schaut hier: Diatribe.

Jetzt bin ich aber erstmal gespannt, wie er sich im Test schlägt, vorher möchte und kann ich mir dazu kein Urteil erlauben.

Und nun? Fazit!

Ich hoffe euch hiermit einen kleinen Überblick gegeben zu haben. Mehr als meine eigenen Erfahrungen kann ich nicht weitergeben, die Entscheidung müsst ihr selbst treffen. Es gibt nun mal nicht das perfekte System für uns alle. Schaut, was euer Ziel ist, was euch wichtig ist, wie euer Alltag aussieht und welche Insulinpumpe und welches FGM/rtCGM-System dazu am besten passt. Momentan ist das bei mir die Insulinpumpe DanaRS und das FreeStyle libre (noch?) in Kombi mit dem Bluetooth-Transmitter MiaoMiao. Letzteres wird eventuell noch durch das Dexcom G6 getauscht, das wird der Test zeigen und die Zeit… Ie nachdem, wie schnell das Libre 2 entschlüsselt wird.

Momentan bin ich noch viel mit dem Loopen beschäftigt. Dazu schreibe ich in Kürze auch über meine Erfahrungen, was sich verbessert hat und was tatsächlich auch mit Loop (noch) nicht läuft!

Hybrid Closed Loop
Hybrid Closed Loop (die Maus auf dem Bild bin ich ;)). Könnt ihr alle Loop-Komponenten entschlüsseln?

[Unbezahlte Werbung, weil mir die Produkte teilweise kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt wurden]

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest