Wie sensibel reagierst du auf Insulin? So bestimmst du den ISF (Insulin Sensitivity Factor)

Der Insulinempfindlichkeitsfaktor ISF (Insulin Sensitivity Factor) gibt an, um wie viel mg/dl dein Blutzucker bei einer Einheit Insulin sinkt. Die Empfindlichkeit gegenüber Insulin variiert im Laufe des Tages. Auch körperliche Aktivität, Krankheit, Klima und Hormone beeinflussen sie.

Neben einer

  • fein abgestimmten Basalrate,
  • dem richtig ermittelten Insulin-Kohlenhydrat-Faktor (IC = Insulin-Carb-Ratio), trägt auch
  • der Insulinempfindlichkeitsfaktor (ISF= Insulin Sensitivity Factor) unter Berücksichtigung der Insulinwirkdauer

einen nicht unerheblichen Teil zur Optimierung der Diabetes-Typ-1-Therapie bei. Der ISF wird in der Diabetesberatung auch gern als Korrekturfaktor bezeichnet. Soweit so gut.

Wichtiger Hinweis: Es versteht sich von selbst, dass ich hier keine Therapieempfehlungen gebe. Besprecht die folgenden Empfehlungen auf jeden Fall mit eurem Diabetesteam.

Der ISF im Loop

Bevor ich mit dem Loopen gestartet bin, habe ich meine Basalrate und meinen IC-Faktor als auch meinen ISF-Faktor nochmal genau ausgetestet. Nicht nur (aber besonders) fürs Loopen sind das wichtige Voraussetzungen, um sich Tag und Nacht an Blutzuckerwerten im Zielbereich erfreuen zu dürfen (jedenfalls in der Regel ;)).

In der DIY-Community #wearenotwaiting, wird unter den „Loopern“ oft heiß über den Insulinempfindlichkeitsfaktor diskutiert, etwa ob es ausreicht, ihn mit einer Faustformel zu berechnen, oder ob es sinnvoll ist diesen genau auszutesten. Letzteres kann tatsächlich mega zeitaufwändig sein (dazu aber gleich mehr). Meine Meinung? Ja, ich denke es ist sinnvoll diesen Aufwand zu betreiben, aber nicht minutiös.

Nun gibt es aber auch Formeln, mit der die Insulinempfindlichkeit berechnet werden kann. Dabei handelt es sich um Faustformeln, mit denen nur der durchschnittliche ISF ohne Berücksichtigung der Tageszeit ermittelt werden kann.

ISF

Faustformel zur Berechnung des ISF

Mit der „1500er Regel“ etwa, von der es je nach Insulinart entsprechende Varianten gibt (z. B. die „1800er“-Regel), kann der Durchschnitts-ISF grob ermittelt werden.

  • ISF bei Verwendung von Normalinsulin = 1500: Gesamtmenge Insulin pro Tag (Bolus+Basal)
  • ISF bei Verwendung von schnellwirksamem Insulin = 1800: Gesamtmenge Insulin pro Tag (Bolus+Basal)

Damit es verständlich wird, folgt jetzt ein kleines Beispiel. Nehmen wir mal folgenden Insulinbedarf an:

  • Basalrate (gesamt pro Tag):  20 I.E.
  • + Bolus (gesamt pro Tag): 24 I.E.
  • = Gesamtmenge Insulin pro Tag: 44 I.E.

Nun setzen wir diesen Bedarf in die oben genannte Formel für Fiasp ein:

1800: 44 I.E. = 40,91 (ungefähr 41)

Der ISF beträgt in diesem Fall also 41. So und damit kann ich nun weiterrechnen ;). Liegt mein aktueller Blutzuckerwert bei 200 mg/dl und mein Zielwert bei 100 mg/dl:

200 mg/dl -100 mg/dl =100 mg/dl

100 mg/dl : 41= 2,41 (ungefähr 2,4)

Somit spritze ich 2,4 Einheiten Korrektur, um den Zielwert von 100 zu erreichen.

ISF austesten

 „Sauberer“ ist es jedoch den ISF auszutesten, da kein Mensch gleich ist und der ISF zudem im Laufe des Tages schwankt. Das ist jedoch sehr aufwändig. Dennoch lohnt es sich. Die folgenden Voraussetzungen müssen dabei erfüllt sein:

  1. Dein Blutzucker sollte mindestens 50 mg/dl über deinem Zielwert liegen.
  2. In den letzten 4 Stunden solltest du keinen Mahlzeiten-Bolus oder Korrektur-Bolus gespritzt haben.
  3. Du solltest in den letzten 4 Stunden nichts gegessen haben und auch in den folgenden 4 Stunden nichts essen.
  4. Sport, Krankheit, Stress, … können die Ergebnisse des Tests verfälschen.

Dann kann es jetzt losgehen:

  1. Blutzucker messen und Wert vermerken.
  2. Korrektur/ISF etwa gemäß der oben vorgestellten Faustformel spritzen.
  3.  Nach 2, 3 und 4 Stunden den Blutzucker messen und den Wert notieren.
  4. Nun kommt es drauf an:
  • a ) Wenn der Zielwert nach 4 Stunden erreicht wurde (Abweichung < 30 mg/dl): Das sieht gut aus, du scheinst mit dem ISF-Faktor im grünen Bereich zu liegen. Den Test an anderen Tagen mit dem gleichen ISF-Faktor zur gleichen Zeit wiederholen, um Sicherheit zu gewinnen.
  • b) Wenn der nach 4 Stunden gemessene Wert mindestens 30 mg/dl unter dem Zielwert liegt: Wiederhole den Test an einem anderen Tag zur gleichen Zeit mit einem kleineren ISF-Faktor .
  • c) Wenn der nach 4 Stunden gemessene Wert mindestens 30 mg/dl über dem Zielwert liegt: Wiederhole den Test an einem anderen Tag zur gleichen Zeit mit einem größeren ISF-Faktor .

Wiederhole den gesamten Test so häufig, bis du mehrmals bei 4a gelandet bist. Dann hast du deinen persönlichen Korrekturfaktor berechnet… für die jeweilige Zeit.

Siehe auch: https://spike-app.com/app/docs/InsulinSensitivityFactor.pdf

Denn wie schon erwähnt, schwankt der Korrekturfaktor über den Verlauf eines Tages hinweg. Wer es also ganz genau wissen möchte, führt den Test für verschiedene Tageszeiten aus. Theoretisch könnt ihr mit dieser Methode für jede Stunde des Tages den jeweiligen ISF errechnen, dann seid ihr aber bestimmt ein Jahr damit beschäftigt ;).

Wie eingangs erwähnt, ist der ISF ein wichtiger Faktor, der auch im Sport eine wichtige Rolle spielt. Darüber werde ich in meinem nächsten Artikel schreiben. Mit diesem Artikel wollte ich darauf schon zuarbeiten ;).

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest