Dinge, die ich bei der Diagnose gerne gewusst hätte (#DBW2019)
Derweil findet wieder die Diabetes Blog Woche statt. Die letzten Jahre war ich immer voll dabei, dieses Mal schaffe ich es zeitlich leider nicht. Aber ich möchte zumindest heute ein paar Worte zum Thema „Dinge, die ich bei der Diagnose gerne gewusst hätte“ beisteuern. Ein gutes Thema, zu dem ich auch wieder sehr weit ausholen könnte… Ich werde mich aber heute leider kurz fassen (müssen) ;).

Die Diagnose Diabetes Typ 1 war weniger das Problem als die Klinik…
Wer meine Diabetes-Geschichte bereits kennt, weiß, dass ich vor über 22 Jahren mit 14 Jahren die Diagnose meines Hausarztes „Diabetes Typ 1“ erhielt. Damit konnte ich damals nicht viel anfangen. Erst in der Klinik verriet mir die Krankenschwester, was mich künftig erwarten würde: Sieben Mal am Tag den Blutzucker messen, Tagebuch schreiben, keinen Zucker mehr essen und etwa vier Mal am Tag selbst das Insulin spritzen. Gleichzeitig hielt man mir den Diätplan vor die Nase, zeigte mir das Messgerät, erklärte dessen Funktion und steckte mir die erste Einwegspritze in den Bauch, die sie vorher mit Insulin aufgezogen hatten. Die Diagnose „Diabetes Typ 1“ traf mich damit wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn ich mich gegen etwas wehrte, hieß es: „.Aber du willst doch deine Füße noch ein bisschen behalten?“
Eigentlich war nicht die Diagnose selber ein Schlag ins Gesicht, ich hatte vielmehr am Klinikaufenthalt zu knabbern. Nun ja: Drei Wochen war ich in der Klinik eingesperrt. Danach traumatisiert. Denn man hatte mir mit meinen 14 Jahren alles verboten, was Spaß macht. Ich sah den Sinn im Leben nicht mehr!
Leben vorbei? Diabetes und seine Extreme
Zu Hause traute ich mich kaum noch an Essen ran… Was folgte waren Magersucht, Kontrollzwang, Depression, Angststörung, Isolation! Es war eine schwierige Zeit, ich rede ungern darüber. Mit etwa 18/19 Jahren habe ich dann eine Trotzphase erreicht. Bin quasi von einem Extrem ins andere verfallen. Der Diabetes hat mich nicht mehr interessiert: Blutzuckerwerte wurden nur noch selten gemessen, Insulin auch mal „vergessen“. Ich habe mich so richtig hängen lassen, bzw. Dinge ausprobiert, die egal… Man sollte nicht alles veröffentlichen ;).
Doch mir wurde glücklicherweise wieder schnell bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte. Dies machten mir unter anderem Studienfreunde klar. Ich hatte durch das Studium wieder neue Ziele vor Augen und ein Stück weit zu mir selbst gefunden, denn das habe ich während der Pubertät versäumt. Und vor allem habe ich meinen Mann gefunden, auch wenn diese Zeit sehr… sagen wir… problematisch war… Der Ex-Freund, die Liebe… ihr wisst schon. Da ist der Diabetes erstmal hinten angestellt. Ich hatte immer einen Partner, Unterstützung seitens dieser, alleine wäre ich wohlmöglich manchmal zu sehr in meine Extreme gefallen. Da muss ich mich heute auch noch oft bremsen.
Nun…
Die Wende…
Dank meiner Diabetologin, psychologischer Hilfe, meines Mannes und meines liebsten Hobbys, dem Sport, lernte ich mich selbst jedenfalls wieder Wert zu schätzen und meine Leistung nicht rapide abzuwerten. Ich setze mir schon lange immer wieder neue Ziele, sehe den Sinn im Leben längst wieder und mir ist bewusst, dass das Leben durchaus schöne Seiten hat. Die Krankheit bestimmt längst nicht mehr mein Leben, sondern ist „nur“ mein ständiger Begleiter. Letztendlich habe ich ihr auch meinen Ehrgeiz, meine Motivation und Beharrlichkeit zu verdanken. Das wurde mir bewusst und so kam es zum Perspektivenwechsel:
Im „Schlechten liegt das Gute“ verborgen. Etwas schwer fällt es mir noch heute, meinen Körper so anzunehmen, wie er ist, weil er eben nicht richtig „funktioniert“. Hört sich doof an? Ist aber so!
Nun… Was hätte ich zum Zeitpunkt meiner Diagnose gerne gewusst?
Es hat zwar alles gedauert, bis ich den Diabetes akzeptiert habe, aber heute lebe ich ganz gut mit der Erkrankung, nehme an Marathons teil oder auch an 24-Stunden-Läufen. Überlege mir verrückte Sachen, die mir Spaß bereiten. Ich arbeite selbst freiberuflich als Trainer und habe noch viel vor ;). Was hätte ich nun zum Zeitpunkt meiner Diagnose gerne gewusst? Genau das! Dass ich alles schaffen kann, trotz Diabetes (wer sich an dem Wort „trotz“ stört, ersetzt es durch „mit“)! Das seht ihr auch unten im Video.
Weiterhin hätte ich gerne gewusst, dass ich nicht alleine bin, denn damals fehlte mir eine Diabetes-Community, wie es sie heute gibt!