Stiftung rtCGM-Systeme-Test – and the Oscar goes to…

Ich habe alle Insulinpumpen und rtCGM-Systeme getestet, die derzeit auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Hier hatte ich schon meine Erfahrungen mit den Insulinpumpen kundgetan und einen Oscar vergeben, heute berichte ich über die rtCGM-Systeme. Ich fasse mich kurz und prägnant, Fragen könnt ihr gerne in den Kommentaren stellen. Darauf gehe ich sehr gerne ein. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr eure Erfahrungen in den Kommentaren ergänzt. Denn ich kann nur sagen, was die Insulinpumpen und rtCGM-Systeme leisten, was mir persönlich (!!!) am besten gefällt und warum, mehr aber auch nicht. Jeder von uns hat ganz andere Erwartungen und Ansprüche an die Insulinpumpe oder das rtCGM-System.

Vorab nun noch ein wichtiger Hinweis: Ich berichte völlig Hersteller-neutral! Meine Meinung bleibt hier im Blog unbeeindruckt von der sämtlicher Hersteller, auch wenn sie mir tolle Dinge ermöglichen oder unverschämt nett sind 😉 .

Das leisten alle rtCGM-Systeme

Folgende rtCGM-Systeme sind derweil in Deutschland erhältlich: FreeStyle Libre 2, Dexcom G6, Accu-Chek Eversense XL, Guardian Connect von Medtronic/Enlite-Sensoren, Sonderfall Medtrum A6. Folgendes leisten alle:

  • Sie messen die Glukose (Gewebezuckers), mindestens alle 5 Minuten
  • Sie arbeiten mit Trendpfeilen, die anzeigen, in welche Richtung sich die Glukose entwickeln wird (fallend – stabil – ansteigend oder auch schnell ansteigend/schnell abfallend)
  • Sie warnen vor zu hohen bzw. niedrigen Werten. Dafür können individuelle Alarmgrenzen eingestellt werden.
  • Die Glukosewerte werden automatisch an ein Empfangsgerät und/oder Smartphone gesendet und dort angezeigt.
  • Sie speichern die Daten und bieten verschiede Darstellungsformen/Übersichten.

Hinweis: FreeStyle Libre 2 – hier müssen die Glukosewerte nach wie vor manuell gescannt werden, der Anwender erhält jedoch auch ohne Scannen Alarme. Inoffizielle Lösungen ermöglichen jedoch eine direkte Übertragung der Werte an ein Smartphone (Bluetooth-Transmitter wie MiaoMiao oder gepatchte App).

Entscheidende Kriterien, was ist für Anwender wichtig?

Zahlreiche Aspekte spielen bei der Entscheidung eine Rolle, darunter:

  • Pflasterverträglichkeit,
  • Genauigkeit,
  • Kalibration,
  • zugehörige App,
  • Liegedauer Sensor,
  • Laufzeit des Transmitters,
  • Einfachheit Setzen des Sensors,
  • Größe des Sensors/Transmitters,
  • Voralarme Schwellenwerte/untere und oberer Grenzen und last but not least
  • der Service.

Vor und Nachteile der rtCGM-Systeme (eigene Erfahrung)

Die Nachteile der rtCGM-Systeme habe ich im Folgendem mit einem „„, die Vorteile mit einem „+“ gekennzeichnet:

FreeStyle Libre 2:
Nachteil ist das Pflaster, es ist nicht gut verträglich, löst sich schnell und hat zu wenig Klebefläche. Die Glukosewerte müssen nach wie vor gescannt werden, der Anwender erhält jedoch Alarme. Inoffizielle Lösungen ermöglichen jedoch eine direkte Übertragung der Werte an ein Smartphone (Bluetooth-Transmitter wie MiaoMiao oder gepatchte App).

+ Muss nicht kalibriert werden, einfach zu setzen, 14 Tage Liegedauer, kein Transmitter, unkompliziert.

Dexcom G6: 
Transmitter, der nicht wieder aufgeladen werden und nur 3 Monate genutzt werden kann, es ist kein Ersatz-Transmitter vorgesehen. Sensor hat „nur“ 10 Tage Liegedauer. Man sollte nach Ablauf eines Sensors 20 Minuten warten, erst dann sollte/kann ein neuer Sensor gesetzt werden. Dies wird nicht gut kommuniziert, generell ist der Service oft schwer erreichbar. Weiterhin hat man eine zweistündige Aufwärmphase mit Blindflug. Leider sehr viel Plastikmüll.

+ Es ist möglich sich einen wieder aufladbaren Transmitter inoffiziell zu besorgen/zu kaufen oder die Batterien auszutauschen, in dem man das Batteriefach aufschleift. Sensor muss nicht kalibriert werden, das System ist sehr genau, einfach zu setzen und unkompliziert in der Handhabung. Die Pflaster sind gut verträglich und großzügig bemessen, so dass Sensor und Transmitter gut an der Haut haften.

Interessant zu wissen: Findige Entwickler haben es geschafft, die Liegedauer einiger Sensoren deutlich zu verlängern

Eversense XL:
Mini-Eingriff nötig und die Wunde muss nach dem Einsetzen des Sensors erst verheilen, bevor man das Pflaster direkt mit dem Transmitter auf die Hautstelle kleben kann. Es ist zweimal am Tag eine Kalibrierung nötig. Wird diese weggelassen oder nicht vom System akzeptiert, werden keine Werte mehr angezeigt. Im schlimmsten Fall setzt sich das System in die so genannte Initialisierungsphase zurück, in der vier Kalibrierungen notwendig sind. Manchmal hatte ich Probleme, den Transmitter über dem Sensor zu positionieren. Das lag womöglich daran, dass der Sensor unter der Haut ein wenig „gewandert“ ist, wie beim Herausnehmen festgestellt wurde.

+ Der Sensor kann bis zu 6 Monate unter der Haut bleiben. Außerdem kann er nicht abfallen, sondern nur der Transmitter, welcher mit einem Pflaster über dem Sensor täglich neu platziert wird (täglich, weil der Transmitter alle 36 Stunden aufgeladen werden muss). Den Transmitter kann ich fix wieder aufkleben. Praktisch auch, dass über den Transmitter ein Vibrationsalarm am Arm ausgelöst wird, dieser ist direkt spürbar. Je nach Hypo-, Hyper-, Akku-, zu viel Umgebungslicht-Warnung vibriert dieser anders (etwa kurz, lang, dreimal oder zweimal).

Guardian Connect/Enlite:
6-7 Tage Liegedauer ist zu wenig und lästig, misst bei mir verhältnismäßig ungenau, vergleichsweise umständlich zu setzen, Kalibration erforderlich, Sensor/Transmitter verhältnismäßig dick.

+ Pflaster hält gut. Laufzeit des Transmitters beträgt 1 Jahr und dieser ist auch wieder aufladbar, guter Service.

Medtrum TouchCare A6:
Misst völlig ungenau nach Lust und Laune!!!

+ Setzen des Sensors einfach bei vergleichsweise wenig Müll. Wer nachlässig ist mit der Kalibrierung, darf seine Werte trotzdem noch einsehen. Pflaster verträglich. Erinnert optisch an Dexcom bei 7 Tage Laufzeit. Wieder aufladbarer Transmitter (Laufzeit 1 Jahr).

Meine persönlichen Favoriten and the Oscar goes to…

Meine persönlichen Favoriten unter den rtCGM-Systemen sind Dexcom G6 und FreeStyle Libre 2 trotz der oben geschilderten Nachteile, die sie aufweisen. Warum? Bei mir haben beide Systeme im Vergleich die „genauesten“ Werte geliefert. Für mich sind wichtige Entscheidungskriterien auch die Zeit und die Geduld, sowie die Flexibilität im Sport (da dieser bei mir Alltag ist). Es muss schnell gehen und dabei problemlos funktionieren.

Dexcom G6 und FreeStyle libre erfüllen diese Anforderungen. Ich muss diese Systeme nicht kalibrieren, sie sind schnell gesetzt, der Sensor bleibt 10 bzw.14 Tage an Ort und Stelle und läuft in der Regel auch ohne große Vorkommnisse gut durch.

Das FreeStyle libre hatte ich seit der ersten Stunde (ich war zweite Kundin) in Gebrauch. Leider habe ich vor nicht ganz einem Jahr eine Kontaktallergie entwickelt, so dass ich vom FreeStyle libre 2 zum Dexcom G6 gewechselt bin, ganz zur Freude meiner Krankenkasse (NICHT!). Ich bin seit einigen Monaten sehr glücklich mit dem Dexcom G6. Ab und zu, vielmehr bis hierhin extrem selten, hatte ich mal einen Sensor dabei, der nicht ganz rund lief. Die Laufzeit von 14 Tagen fand ich beim FreeStyle libre 2 ziemlich super, das vermisse ich beim Dexcom G6 schon. Nun habe ich erfahren und schon erfolgreich getestet, dass das Libre 2 ein neues Pflaster hat, auf das ich in meinem Versuch tatsächlich nicht allergisch reagiert habe. Dennoch bin ich noch etwas skeptisch. Es käme wohl auf einen zweiten oder dritten Versuch an, ob meine Haut den FreeStyle libre 2 nun wieder „akzeptiert“.

Für mich persönlich kommt aufgrund der Messungenauigkeit niemals Medtrum TouchCare A6 ins Haus, das Eversense XL gestaltete sich im Alltag zu umständlich, ebenso die Enlite-Sensoren von Medtronic, unter anderem aufgrund der häufig erforderlichen Kalibrierungen. Aber das ist meine persönliche Meinung und Erfahrung, die ich gesammelt habe.

The next Oscar goes to FreeStyle libre 2 und Dexom G6.

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest