Anpassung meiner Diabetes-Therapie: „Sei kein Baum, go up and down!“

Hier und da und überall wird gemotzt. Unzufriedenheit im Job, in der Partnerschaft, mit den Blutzuckerwerten, der Diabetes-Therapie oder was weiß ich. Mich aufregen kann ich aber auch ganz gut ;).

Diabetes-Therapie Anpassung

Blick auf die Tages-Gesamt-Insulinmenge

Beispiel: Just gestern bei unserer Rennradtour: „Immer diese blöden Läufer, die nicht nach links und rechts gucken, dir vor das Rad laufen…“ Ja ist doch so! Bei einem Lauf erwischte ich mich dabei, wie ich auf die Radfahrer motzte: „Können die nicht mal Rücksicht nehmen…“ Ja ist doch so. Haha… Ich gestehe ein, ich bin ein opportunistischer Verkehrsteilnehmer. Und wenn dann mein Diabetes (also das CGMS oder die Insulinpumpe) noch piept, der Blutzucker Achterbahn fährt… Huiuiui, dann kann ich echt ungemütlich werden ;).

Nun gut, über solche Dinge darf man sich auch mal aufregen. Das gehört dazu und macht auch mal Spaß ;-P. Okay im Zusammenhang mit der Diabetes-Therapie kommt der Spaß wohl weniger zum Tragen. Dazu auch gleich mehr. Spätestens wenn man mega unzufrieden ist und sich ständig dabei erwischt, wie man schon wieder nörgelt, ist der Zeitpunkt erreicht, etwas zu tun. Sich aus der Routine zu lösen. Neue Wege zu gehen. Viele trauen sich nicht. Warum? Vielleicht weil es viel bequemer ist, im alten Trott unglücklich vor sich her zu leben? Mag sein. Ich nehme mich davon nicht aus ;).

Lebe dein Ändern! Sei kein Baum, wenn du nicht immer dort bleiben möchtest, wo du bist…

Von alleine ändert sich jedoch nichts, man bleibt weiterhin unglücklich und lebt so bis an sein Lebensende weiter vor sich hin. Sich das hin und wieder ins Gedächtnis zu rufen, hilft mir ungemein. Also sei besser kein Baum, wenn du nicht immer dort bleiben möchtest, wo du bist.

Ich hätte in letzter Zeit wirklich ordentlich Dampf ablassen können. Mal richtig schön abkotzen. Habe mich aber dafür entschieden meine Energie lieber in das Ändern zu stecken! Deswegen war es hier auch etwas ruhiger im Blog.

Was habe ich geändert?

  1. Ich habe meine Diabetes-Therapie neu überdacht/angepasst!
  2. Ich habe einen neuen Job!
  3. Neue Sportarten entdeckt, neue Trainingspartner gesucht und gefunden.

Das waren die wohl die drei größten Veränderungen. Und es hat sich jetzt schon ausgezahlt. Allein der Weg dorthin hat mich schon weitergebracht, glücklicher und weiser werden lassen. Insbesondere auch, was die Logik meines Diabetes betrifft, an der ich euch teilhaben lassen will. Die anderen Veränderungen sollen hier heute weniger Thema sein ;).

Diabetes-Therapie: And up and down! Tipp: Schaut euch mal euren Tagesgesamtinsulinbedarf an!

Ich hatte vor geraumer Zeit mal wieder das Gefühl, dass meine Insulin-Basalrate nicht mehr passt, weil meine Blutzuckerwerte kreuz und quer liefen. Also habe ich meinen Tagesgesamtinsulinbedarf (Basal+Bolus) in Zusammenhang mit den Blutzuckerwerten näher betrachtet. Denn daran kann man seine Diabetes-Therapie sehr gut optimieren.

In diesem Zusammenhang habe ich mich näher mit der Insulinrezeptor-up- oder Insulinrezeptor-down-Regulation beschäftigt und ja auch das umstrittene Buch (tatsächlich diesen dicken Schinken ;)) von Dr. Teupe wieder rausgekramt. Man mag davon und von ihm halten, was man möchte, aber Teupes darin abgebildetes Anpassungsschema in Bezug auf die Insulinrezeptor-up- oder Insulinrezeptor-down-Regulation funktioniert bei mir wunderbar.

Zugegeben, ich habe nicht wirklich alles verstanden, was er schreibt 😉 (wer das Buch auch durchgeackert hat, weiß was ich meine) aber egal, sein Anpassungsschema funktioniert bei mir. Und darauf kommt es an.

Ich überprüfe mittlerweile nahezu täglich meine Tagesinsulinmenge und ändere anhand dessen meine Basalrate.

Und zwar genau so:

Insulin-Rezeptor-up-Regulation

(Anzahl der Insulin-Rezeptoren ist erhöht, wodurch der Insulinbedarf sinkt.)

Bei einer Insulin-Rezeptor-up-Regulation sinken über mehrere Tage bei gleicher oder abnehmender Insulindosis die Blutzuckerwerte stetig ab, bzw. die Insulintagesdosis sinkt, ohne dass man mehr gegessen oder sich weniger bewegt hat. Liegt der Blutzuckerwert nachts oder nüchtern 2-3 Tage unter 80 mg/dl (bei mir auch bei unter 100 mg/dl schon der Fall) liegt eine Insulinrezeptor-Up-Regulation vor.

Anpassungen bei Insulinpumpentherapie (nach Teupe)

  • Bei 15 I.E Insulintagesbedarf: Die Basalrate um je 0,1 I.E Insulin jede sechste Stunde erniedrigen
  • Bei 15-30 I.E. Insulintagesbedarf: Die Basalrate um je 0,1 I.E Insulin jede vierte Stunde erniedrigen
  • Über 30 I.E. Insulintagesbedarf: Die Basalrate um je 0,1 I.E Insulin jede zweite Stunde erniedrigen.

Oder zu jeder gesamten (!) Mahlzeit folgende Insulin-Einheiten weniger spritzen (je nach Insulintagesbedarf)

  • Bei 15 I.E Insulintagesbedarf: 0,2 Einheiten
  • Bei 15-30 I.E. Insulintagesbedarf: 0,3 Einheiten
  • Über 30 I.E. Insulintagesbedarf: 0,5 Einheiten

Insulinrezeptor-down Regulation

(Anzahl der Insulin-Rezeptoren ist niedrig, der Insulinbedarf steigt)

Bei einer Insulinrezeptor-down Regulation steigen über mehrere Tage bei gleicher oder zunehmender Insulindosis die Blutzuckerwerte stetig an, bzw. die Insulintagesdosis steigt, ohne dass man weniger gegessen oder sich mehr bewegt hat.

Anpassungen Insulinpumpentherapie (nach Teupe)

  • Bei 15 I.E Insulintagesbedarf: Die Basalrate um je 0,1 I.E Insulin jede dritte Stunde erhöhen
  • Bei 15-30 I.E Insulintagesbedarf: Die Basalrate um je 0,1 I.E Insulin jede zweite Stunde erhöhen (ich erhöhe stündlich, damit fahre ich besser)
  • Über 30 I.E Insulintagesbedarf: Die Basalrate um je 0,1 I.E Insulin jede Stunde erhöhen

Zusätzlich insgesamt zu jeder Mahlzeit folgende Insulin-Einheiten mehr spritzen (je nach Insulintagesbedarf)

  • Bei 15 I.E Insulintagesbedarf: 0,3 Einheiten
  • Bei 15-30 I.E. Insulintagesbedarf: 0,5 Einheiten (in meinem Fall waren 0,7 nötig)
  • Über 30 I.E. Insulintagesbedarf: 1 Einheit

Bitte bedenkt, ich spreche hier wie immer nur aus meiner eigenen Erfahrung. Bei mir hat sich dieses Anpassungsschema bewährt. Wie ihr seht (blau gekennzeichnet), habe ich es auch individuell optimiert.

Individuelle Diabetes-Therapie! (Wichtiger Hinweis)

Jeder Diabetiker benötigt eine individuelle Therapie! Leider wird das auch immer öfter in der Diabetes-Community vergessen. Nur weil ich Langzeit-Diabetiker bin, weiß ich natürlich nicht, welche Diabetes-Therapie für dich die beste ist.

Ich kann meine Erfahrung schildern, weitergeben, aber nicht beurteilen ob du mit Pen, High-Tech 5.0 Turbo Insulinpumpe, FGM, CGMS, Diabetes Apps oder dem klassischen Tagebuch besser fährst. Du solltest deinen Weg, deine Diabetes-Therapie finden, der individuell zu dir, zu deinem Lebensstil passt! Mit der du gut klar kommst und mit der du die besten Blutzuckerwerte erzielst.

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest