Neuigkeiten vom Diabetes-Kongress und über die Tuscheleien am unsichtbaren Stand

Es gibt Neuigkeiten vom Diabetes-Kongress! Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hatte vom 9. bis 12. Mai zum 53. Diabetes Kongress 2018 nach Berlin eingeladen. Hieran nehmen jedes Jahr fast 7.000 Menschen teil, um sich einen Überblick über die wissenschaftlichen Entwicklungen zu verschaffen. Vor Ort trifft man Ärzte, Wissenschaftler, die Pharma-Industrie, Diabetes-Experten, die Presse, Dieter Baumann 😉 und viele Dia-Buddys!

Das Motto des 53. Diabetes Kongress lautete: „Wissenschaft und klinischer Fortschritt – gemeinsam in die Zukunft“. Dazu erwarteten uns Symposien, Workshops, Kurzvorträge und Posterpräsentationen über neue Forschungsmethoden sowie neueste Trends der Digitalisierung, Diabetestechnologie und Versorgungsforschung.

Ein volles Programm! Man muss den Diabetes-Kongress eigentlich selbst erleben. Fahrt hin! Informiert euch, es lohnt sich. Hier mehr dazu: Deutsche Diabetes Gesellschaft

Neuigkeiten vom Diabetes-Kongress

Neuigkeiten vom DDG-Kongress in Berlin

Ich hatte mir vorab einen Plan aufgestellt, welche Vorträge ich besuchen und mit welchem Wissen ich wieder nach Hause gehen wollte ;). Alle Fragen, die ich den Pharmaunternehmen, Ärzten etc. stellen wollte, hatte ich mir zuvor notiert. Gespannt war ich auf die Neuigkeiten in Sachen Insulinpumpen, CGM, Digitalisierung, Insuline, etc. pp., die uns dort erwarteten.

PatchPump

Ich bin weiterhin Patch-Pumpen-Liebhaber und habe mich dahingehend informiert. Was erwartet uns? Wird es auch eine neue schlauchlose Patch-Pumpe von Ypsomed geben? Da ja die bisher einzige in Deutschland erhältliche Patch-Pumpe, der OmniPod, ab Juli durch Insulet Corporation vertrieben wird, plant nun Ypsomed eine eigene Patch-Pumpe. Allerdings sagte man mir, dass es noch zwei Jahre dauern könne…

Mmh, was hat aber Insulet Corpotation für Pläne mit dem OmniPod? Es wird sich wohl einiges am OmniPod verändern. Der Pod samt PDM werden optimiert. Hierbei orientiere man sich sehr an den Bedürfnissen der Patienten, man gehe mit der Zeit, das sei auch der Grund, warum man den Weg nun ohne mylife Yposmed fortschreiten möchte. Ein bisschen meine ich zwischen den Zeilen rausgehört zu haben, dass der OmniPod vielleicht bald keinen PDM mehr benötigen würde, sondern über Smartphone steuerbar sei. Mit Terminangaben sei man generell jedoch sehr vorsichtig, aber, es solle wohl nicht mehr lange dauern. Roche hingegen äußerte sich etwas selbstsicherer…

Mutig teilte mir ein Mitarbeiter am (auffällig und außergewöhnlich gestalteten) Stand der Industriemesse mit, das spätestens nächstes Jahr mit einer Patch-Pumpe von Roche zu rechnen sei. Roche enttäuschte dahingehend allerdings mehrfach, bereits für 2010 kündigten sie eine Patch-Pumpe an. Aber wir werden sehen, was uns erwartet.

Etwas enttäuscht war ich darüber, dass Medtrum keinen Stand vor Ort hatte. Das neue Kombisystem aus Patch-Pumpe und CGMS von Medtrum ist nicht uninteressant. Gerüchte konkretisieren sich, wie ihr vielleicht auch schon mitbekommen habt, dass sie in Deutschland noch dieses Jahr erhältlich sein wird.

Neue Schlauchpumpen

Klar, Medtronic und DANADiabtescare sind groß im Gespräch. Bei den anderen Pharmaunternehmen habe ich nicht weiter nachgehakt. Ypsopump wurde relauncht, hat auch ihre Vorzüge, käme für mich aber nicht in Frage.

Aber nun, wann kommt sie endlich hier auf dem Markt, die Insulinpumpe von Medtronic, die 670 G? Was gibt es diesbezüglich für Neuigkeiten? Leider erhielt ich darüber keine konkrete Auskunft. Aber man äußerte sich sehr optimistisch. Lassen wir uns also überraschen!

Last but not least, was tut sich bei DANADiabtescare? Die neue DANA RS ist nun daaa! Sie ist mit Android- und iOS-Smartphones nutzbar und insbesondere für die Looper interessant ;). Sie wird sicher kein Designpreis gewinnen, aber sie hat durchaus ihre Vorzüge.

CGM/Digitalisierung

Der Stand von Roche war sehr auffällig, sehr cool designt. Zwar mega groß, aber es war kein Produkt in Sicht: Man wolle den Fokus auf Digitalisierung und Kommunikation mit dem Patienten legen, hieß es. An einem Bildschirm zeigte mir ein Mitarbeiter von Roche das Eversense-System, das für mich nicht ganz uninteressant ist, insbesondere, weil der Sensor (neuerdings) ein halbes Jahr unter der Haut verweilen darf. Auch in Sachen Digitalisierung und Datenverwaltung passiert bei Roche eine Menge. War aber zu erwarten, da mySugr nun mit im Boot bei Roche ist.

Auch mit einem Mitarbeiter von mySugr habe ich gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass ich die App nicht nutze, weil ich die automatisch von meinem Messsystem gespeicherten Blutzuckerwerte nicht noch in die mySugr-App nachtragen möchte. Das ist mir zu umständlich. Doch, so hieß es, dafür hätte man bald eine Lösung. Man sei Produkten von Mitbewerbern auch weiterhin sehr offen gegenüber…

Tablette zum Insulin: Sotagliflozin

Über die Tablette zum Insulin hatte ich auf Facebook bereits berichtet. Ich habe aber mit jemandem auf dem Kongress sprechen können, der 49 Jahre Typ 1 Diabetes hat und diese Tablette im Rahmen einer Studie zum Insulin eingenommen hat. Er war schwer begeistert und habe wohl nie solche glatten Blutzuckerwerte wie je zuvor ohne Tablette gehabt. Außerdem habe er an Gewicht abgenommen. Die befürchteten Nebenwirkungen etwa Harnwegsinfekt, Übelkeit oder diabetischen Ketoazidosen (typische Nebenwirkungen von SGLT2-Hemmern) blieben bei ihm aus. Lassen wir uns überraschen, wann und ob sie zugelassen wird und, ob sie wirklich eine gute Lösung ist. Hier mehr dazu.

Kirchheim Verlag (Diabetes Journal)

Auch beim Kirchheim Verlag war ordentlich Aktion. Neben Tischfußball ;), wurde hier unter anderem die Neuauflage der Sportfibel präsentiert. Ich durfte mir ein Belegexemplar abholen, da ich auch mit einem kleinen Erfahrungsbericht mitgewirkt habe. Eine Rezension folgt sicherlich in Kürze. Ich habe es natürlich gleich auf der Rückfahrt im Zug vom Kongress nach Hause angefangen zu lesen.

SportfibelWeiterhin hatten ich interessante Gespräche mit MySugarCase, MellitusOne und
MedAngel. Ich mag es sehr, wenn die Designer hinter ihren Produkten persönliche Geschichten zu erzählen haben. Zumal die Taschen, die Kleidung, aber auch MedAngel echt mega cool und praktisch sind.

Der unsichtbare Stand! „Verbotene“ Gespräche…

Ganz besonders interessant wurde es am unsichtbaren Stand! Hier standen die Looper, die #WeAreNotWaiting-Community ;). Sie hatten zwar keinen Stand, aber Loopen wurde auch in einigen Vorträgen thematisiert. Das lobe ich mir sehr, denn es ist wichtig, dass Looper Aufmerksamkeit bekommen! Die Community wird immer größer, es gibt immer mehr Diabetiker, die sich entscheiden zu loopen. KEIN WUNDER!

Ich bin beeindruckt davon. Sie nehmen ihr „Schicksal“ selbst in die Hand, weil sie nicht warten wollen, auf ein „Closed“-Loop-System, von dem seit Jahrzehnten geredet wird, das aber eben immer noch nicht auf den Markt ist. Sie wollen JETZT die bestmögliche Therapie und die „basteln“ sie sich eben selbst. Bis Pharma, Zulassungsbehörden, what ever… endlich so weit sind, werden wohlmöglich noch weitere viele Jahre vergehen.

Die Gespräche am unsichtbaren Stand waren die besten! Hier wird sich ausgetauscht über Dinge, die öffentlich nicht diskutiert werden sollten, bzw., die ich meinem Arzt vielleicht besser nicht erzählen sollte, wenn er nicht selbst Typ 1 Diabetes hat. Er wird es eben nicht verstehen, warum ich das tue, etwa Insulin mischen, loopen, eigene Dinge basteln, ausprobieren…

Wir „Betroffenen“ selbst wissen es doch am besten, wo es noch hakt, was wir benötigen, wie wir uns fühlen und wie uns geholfen werden kann, damit es uns gut geht, wir nicht an Lebensqualität einbüßen müssen. Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, weiß etwa, wie sich eine Unterzuckerung anfühlt, wie es ist, sich mit hohen Blutzuckerwerten herumzuärgern oder 24 Stunden, 365 Tage im Jahr ohne Urlaub einfach daran zu setzen, um die Blutzuckerwerte in den Zielbereich zu befördern/zu halten. Ist es nicht so?

Geteilte Freude ist doppelte Freude!Share on Google+Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on Pinterest